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Pförtnerei / Wachdienstbereiche: Reinigungszustand

Facility Management: Security » Nutzung » Empfang / Security » Reinigungszustand

Warum Pförtnereien und Wach-Logen in Großunternehmen häufig nicht sauber wirken

Warum Pförtnereien und Wach-Logen in Großunternehmen häufig nicht sauber wirken

Obwohl die gesetzlichen Hygienestandards klar formuliert sind, klagen viele Sicherheits­mitarbeiter und Betriebsärzte darüber, dass Pförtnereien, Leitstände oder Torhäuschen im realen Alltag merklich unter dem betrieblichen Sauberkeitsniveau liegen. Die Ursachen sind nicht singulär, sondern lassen sich auf ein verflochtenes Bündel aus Arbeitsorganisation, Marktmechanik, Wahrnehmungs- und Kulturfaktoren sowie baulich-technischen Besonderheiten zurückführen. Im Detail zeigen sich sechs strukturelle „Schmutztreiber“:

Zeitfenster-Paradox im 24/7-Betrieb

Pförtnerlogen und Leitstände sind durchgehend besetzt; ein reguläres „Fenster“, in dem der Raum leer steht, existiert kaum. Reinigungskräfte dürfen sicherheitsbedingt nur hinein, wenn der Dienstbetrieb nicht gefährdet wird – also in winzige Slots während der Schichtübergabe oder unter ständiger Begleitung. In dieser kurzen Zeit werden Pflichtaufgaben (Müll, Fußboden) erledigt, doch gründliche Arbeiten (feuchtes Abwischen von Tastaturen, Entstauben von Monitorrückseiten, Reinigung hinter Konsolen) entfallen, weil sie schlicht nicht in den Minutentakt passen.

Preisdruck durch externe Vergabe

Gebäude­reinigung ist in Deutschland fast vollständig fremdvergeben. Der Vergabemarkt wird über den niedrigsten Quadratmeterpreis entschieden. Die beauftragten Firmen kalkulieren zunehmend höhere Flächenleistungen pro Stunde, was nach Arbeits soziologischen Studien zu massivem Zeitdruck führt. In der Folge leisten die Kräfte vor allem eine „Sicht­reinigung“ – es wird beseitigt, was sofort ins Auge springt, hygienisch notwendige, aber unsichtbare Tätigkeiten fallen unter den Tisch.

Sicherheitsbedingte Zutrittshemmnisse

Wachräume enthalten Alarmmonitore, Waffen­schränke oder sensible Zutrittsdaten. Reinigungskräfte benötigen daher besondere Berechtigungen oder Begleitpersonen. Jeder dieser Schritte erhöht den Organisations­aufwand, weshalb Pförtnerlogen in Leistungsverzeichnissen gern „herausgeschnitten“ oder auf Minimal­leistungen reduziert werden. Ergebnis: Die regulären Teams bleiben außen vor, spontane Zusatzarbeiten passieren gar nicht.

Prioritätenfalle „Backstage-Fläche“

Im Facility-Budget zählt sichtbar Repräsentatives – Hauptfoyer, Vorstandsetage, VIP-Konferenzräume. Die Pförtnerloge ist dagegen ein Back-Office ohne Imagefaktor. Prüflisten der Objektleitung fokussieren dementsprechend glamouröse Front-Flächen; Wach-Logen werden selten auditierst. Mängel bleiben unentdeckt, bis sich Schmutz sehr offensichtlich manifestiert.

Arbeits- und Pausenkultur der Sicherheitsdienste

Wachdienst bedeutet Nacht- und Schichtarbeit. Überstunden, lange Wachphasen und fehlende Kantinenöffnungszeiten führen dazu, dass am Arbeitsplatz gegessen und getrunken wird. Gleichzeitig herrscht ein Traditionsverständnis: „Wir sind für Sicherheit da, nicht fürs Putzen“. Ohne klar geregelte „Clean-Desk-Pflicht“ oder Zeitanteile für Eigenreinigung entsteht rasch eine Mischung aus Kaffeeflecken, Krümeln und Staubnestern, die bis zur nächsten Unterhaltsreinigung liegen bleibt.

Baulich-technische Engpässe

Viele Torhäuschen sind nachgerüstete Container oder historische Pförtner­gebäude, heute vollgestopft mit Karten­druckern, PCs und Verkabelung. Abwaschbare Flächen, Spülbecken oder Abfallstationen fehlen oft. Fehlt eine Spüle, stapeln sich benutzte Tassen; kommen Putzwasser und Elektronik gefährlich nahe, wird vorsichtshalber gar nicht gewischt. Staub sammelt sich in Kabeltrassen, weil niemand riskieren will, Alarme auszulösen oder Hardware zu beschädigen.

Wechselwirkungen und Verstärkungseffekte

  • Kurze Reinigungszeit + Sicherheitsaufpasser → Leistungen werden gekürzt.

  • Gekürzte Leistung + Preisdruck → Sichtreinigung statt Unterhaltsreinigung.

  • Niedrige Sichtbarkeit + mangelnde Eigenverantwortung → wenig Beschwerden.

  • Bauliche Mängel + fehlende Diskussionsforen → Probleme werden nicht in Modernisierungs­projekte eingespeist.

Damit entsteht ein Teufelskreis, in dem echte Hygienemängel erst sichtbar werden, wenn sie bereits gravierend sind (Gerüche, Schädlingsbefall, Technikstörungen).

Wege aus der Sauberkeitsfalle

  • Realistische Leistungsverzeichnisse: Quadratmeter­leistungen an 24/7-Posten drastisch reduzieren und Vollreinigung in regelmäßige Sonderaufträge auslagern.

  • Tages- oder Zwischenreinigung: Reinigung während laufender Dienstzeit fest einplanen; Zeitbuchung über digitales Besuchersystem verhindert Kollision mit Sicherheitstätigkeiten.

  • Eigenreinigungs­module: Kurze Pflichtprogramme pro Schicht (Tastatur-Desinfektion, Müll raus) vertraglich fixieren; Schulung und Bereitstellung von Reinigungsmitteln.

  • Bauliche Nachrüstungen: Spüle, abwaschbare Oberflächen, Kabelkanäle mit Schnellverschluss, stationäre Staubsauger.

  • Qualitätsaudits auch „hinter den Kulissen“: Objektleiter-Checklisten um Pförtnerlogen ergänzen; Hygienestatus als KPI des Facility-Services führen.

Solche systemischen Gegenmaßnahmen unterbinden den Spiraleffekt aus Zeitnot, Sichtreinigung und geringer Priorität und heben das Hygieneniveau spürbar an – ohne die sicherheitskritischen Funktionen zu gefährden.