Unternehmenssicherheitsmanagement: Abstraktion

Unternehmenssicherheitsmanagement: Abstraktion
Sicherheitsmanagement wird allgemein definiert als das Führen, Lenken und Koordinieren einer Organisation in Bezug auf alle Sicherheitsaktivitäten. Es handelt sich um einen systematischen, ganzheitlichen Managementansatz, der – analog zum Risikomanagement – alle Maßnahmen zur Erkennung, Analyse, Bewertung und Kontrolle von Sicherheitsrisiken umfasst. Im betrieblichen Kontext spricht man oft von Unternehmenssicherheit, die sowohl den Schutz von Personen und physischen Vermögenswerten als auch die Informationssicherheit und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben einschließt.
Der Begriff Abstraktion im Sicherheitsmanagement beschreibt die Vereinfachung und Strukturierung komplexer Sachverhalte durch Bildung verschiedener Ebenen oder Sichten. Dieses Abstraktionsprinzip ermöglicht es, Sicherheitsstrategien von der höchsten Leitungsebene bis zur operativen Ausführung konsistent abzuleiten. Anstatt Sicherheitsfragen nur eindimensional oder einzelfallbezogen zu betrachten, werden Abstraktionsebenen eingezogen, die es erlauben, generelle Leitlinien und Ziele (auf hoher Abstraktion) von konkreten Maßnahmen und Zuständigkeiten (auf niedrigerer Abstraktion) zu unterscheiden. So können etwa allgemeine Sicherheitsgrundsätze und Policy-Vorgaben der Unternehmensführung auf der strategischen Ebene formuliert werden, die dann in Form von Richtlinien und Prozessen auf der mittleren Managementebene konkretisiert und schließlich durch technische, bauliche und organisatorische Maßnahmen auf operativer Ebene umgesetzt werden. Dieses mehrschichtige Vorgehen verhindert, dass man sich in Details verliert, und stellt sicher, dass alle operativen Sicherheitsmaßnahmen aus den übergeordneten Zielen abgeleitet und mit diesen kohärent sind.
Abstraktion bedeutet dabei nicht, wichtige Details zu vernachlässigen, sondern sie in sinnvolle Kategorien und Ebenen einzuordnen. Theoretisch lässt sich dies mit Managementmodellen vergleichen, die zwischen strategischem, taktischem und operativem Management unterscheiden. Übertragen auf das Sicherheitsmanagement ergibt sich eine Hierarchie von Zielen und Mitteln: Strategische Sicherheitsziele leiten sich aus der Unternehmensstrategie und -werten ab, taktische Sicherheitskonzepte übersetzen diese Ziele in handhabbare Pläne und Programme, und operative Sicherheitsmaßnahmen stellen die Durchführung im Alltag sicher. Die wichtigen Unterschiede zwischen diesen Ebenen liegen im Abstraktionsgrad, der Änderungshäufigkeit und der Zielgruppe: Strategische Vorgaben sind allgemein gehalten, langfristig orientiert und an die Geschäftsleitung adressiert; taktische Pläne sind detaillierter, mittelfristig und richten sich an das Management; operative Anweisungen schließlich sind sehr konkret, kurzfristig anwendbar und für die Ausführenden im Tagesgeschäft gedacht.