Zur Standortsicherheit gehört auch die Abgangssicherheit. Darunter versteht man die Kontrolle des Geländeverlassens – also die Sicherung von Warenausgängen und Ausgängen für Personen –, um Diebstahl, Industriespionage oder Sabotage zu verhindern. Beispielsweise sorgen Barrieren, Ein- und Ausfahrtskontrollen sowie Fahrzeugkontrollen dafür, dass nur berechtigte Personen das Gelände verlassen und Diebstahl im Warenausgang wirksam verhindert wird. Eine unzureichende Abgangssicherheit kann zu erheblichen Schäden führen – etwa durch den Verlust wichtiger Materialbestände, den Abfluss sensibler Daten oder durch Betriebsunterbrechungen. So verursachen Diebstähle auf Baustellen und Firmengeländen jährlich Schäden in Millionenhöhe. Auch Wirtschaftsspionage und Sabotage können durch mangelhafte Überwachung begünstigt werden. Präventions- und Ermittlungsdienste gehören ebenso zum effektiven Schutz vor Angriffen wie die Abwehr von Diebstahl, Wirtschaftsspionage oder Lauschangriffen. Fehlen entsprechende Kontrollen am Ausgang, steigen die Risiken für Image- und wirtschaftlichen Schaden sowie für Rechtsverletzungen (z.B. Datenschutzverstöße durch unkontrollierte Informationsabflüsse).
Die Kombination aus abgestimmten baulichen Schutzkonzepten, klaren organisatoischen Prozessen und fortschrittlicher Technik schafft eine belastbare Sicherheitsarchitektur.
Flucht- und Rettungswege müssen in Gebäuden jederzeit frei, klar erkennbar und deutlich beschildert sein. Sie sind Teil der baulichen Absicherung und dürfen im Notfall nicht blockiert sein. Fluchttüren müssen sich in Gefährdungssituationen schnell und leicht in Fluchtrichtung öffnen lassen; im Normalbetrieb dienen sie durch selbstschließende Panikverriegelungen gleichzeitig als gesicherte Zugänge. Moderne Türsysteme verwenden zertifizierte Paniktürverschlüsse (DIN EN 1125/179) und Türzentralen, die im Notfall per Knopfdruck oder automatisiert entriegeln.
So lässt sich einerseits eine schnelle Evakuierung garantieren, andererseits ist die Tür bei Gefahr von außen sicher verschlossen:
Fluchtwege und Türen: Flucht- und Rettungswege sind farblich markiert und nach DIN gekennzeichnet. Paniktüren und Notausgänge müssen ohne Fremdhilfsmittel zugänglich sein und mit horizontalen Stangenschlössern (z.B. nach DIN EN 1125) ausgestattet sein. Außerhalb von Alarmfällen sichern sie das Gebäude gegen unbefugten Zutritt. Elektronische Türsteuerungen und Panikschlösser verbinden Brandschutz und Einbruchschutz in einem System.
Tür- und Toranlagen: Zugangs- und Toranlagen sind mit Einbruchschutz sowie Ein- und Ausfahrtssperren ausgerüstet. Drehkreuze, Schiebetore und Schranken werden mit Ausweis- oder Intercom-Systemen gekoppelt. Insbesondere im industriellen Umfeld verhindert die richtige Kombination aus mechanischen Sperren und elektronischer Kontrolle unbefugtes Passieren.
Perimeterschutz: Die Werks- und Standortsicherung beginnt am äußeren Zaun. Mechanische Barrieren – etwa Umzäunungen, Mauern, Betonpoller oder Schranken – bilden die erste Schutzlinie. Effektiver Objektschutz kombiniert „mechanische, technische und organisatorische Maßnahmen zu einem ganzheitlichen Objektschutz“, um Einbruch, Vandalismus und Diebstahl bereits außerhalb der Gebäude zu verhindern. Umzäunungen können mit Einbruchmeldesensorik (Laser, Lichtschranken) versehen werden, und beleuchtete Zufahrtsbereiche minimieren unbemerkte Annäherung. Geschulte Pforten- oder Pförtnerdienste kontrollieren zentrale Zufahrten zusätzlich.
Organisatorische Maßnahmen
Zugangskontrollen: Organisatorisch steuert ein Zutrittskontrollsystem, wer wann das Gelände betreten darf. Elektronische Ausweissysteme (RFID-Karten, Barcode, Biometrie) und Guard-Dienste identifizieren Personen zuverlässig. In sensiblen Einrichtungen wie Krankenhäusern schützt eine rund-um-die-Uhr-Zutrittskontrolle Mitarbeiter, Patienten und vertrauliche Daten. Hier werden Zutrittsrechte nach Personengruppen (Personal, Patienten, Besucher) differenziert vergeben. Ohne permanenter Wachperson ist häufig ein elektronisches Lesegerät mit Protokoll der Ein- und Ausgänge im Einsatz.
Besucher- und Fremdfirmenmanagement: Besucher melden sich am Empfang an und erhalten temporäre Ausweise. Mitarbeiter oder Wachpersonal führen Besucher bei Bedarf zu den Aufenthalts- oder Einsatzorten und kontrollieren deren Identität. Eine sorgfältige Registrierung aller Fremdfirmen (Lieferanten, Dienstleister) mit Sicherheitsunterweisung verhindert unkontrollierten Zugang von Dritten.
Ausgangs-/Warenausgangskontrolle: Fahrzeuge und Güter, die das Gelände verlassen, werden geprüft. Technische Einrichtungen wie Barcode-Scanner, Waagen oder Magnettore sichern den Warenabgang. Dies ergänzt die allgemeine Abgangssicherheit, indem sichergestellt wird, dass nur autorisierte Transporte zulässig sind und Inventarverluste vermieden werden.
Notfall- und Evakuierungsmanagement: Facility Management ist für die Planung und Durchführung von Evakuierungen und Krisenszenarien verantwortlich. Dazu gehören Gefahrenanalysen, Evakuierungspläne mit gekennzeichneten Sammelplätzen, Feuerlösch- und Erste-Hilfe-Ausrüstung sowie regelmäßige Übungen. Während eines Notfalls fungiert der FM-Service-Desk als zentrale Koordinationsstelle zur schnellen Alarmierung von Feuerwehr, Ersthelfern und zum Beispiel dem Werksschutz. Die Zusammenarbeit mit betrieblichen Rettungsdiensten und die integrierte Krisenkommunikation sind ebenfalls Teil dieses organisatorischen Sicherheitsmanagements.
Digitale und technologische Systeme
Videoüberwachung: Moderne Kamerasysteme dokumentieren laufend Eingangsbereiche und sensible Zonen. Sie unterstützen die Prävention, indem sie Täter abschrecken, und ermöglichen die nachträgliche Rekonstruktion von Vorfällen. Wie in der Bauwirtschaft beschrieben, helfen videoüberwachte Baustellen, Diebstähle erheblich zu reduzieren, die andernfalls Millionenschäden verursachen würden. KI-gestützte Auswertungssoftware kann in Echtzeit auf Bewegungen reagieren und Alarmmeldungen auslösen. Die Kameradaten werden in gesicherten Servern archiviert und nur berechtigten Prüfern (z.B. Sicherheitsbeauftragten, Ermittlern) zugänglich gemacht.
Sensorik und IoT-Systeme: Neben Kameras kommen diverse Sensoren zum Einsatz: Bewegungssensoren, Glasbruchmelder, Biomasse- und Gassensoren, RFID-/NFC-Reader für Zutritts- und Gütererfassung sowie Brand- und Rauchmelder. Diese liefern Daten an ein zentrales Gebäudemanagementsystem (Gebäudeleittechnik). Durch Vernetzung der Sicherheitstechnik mit der Gebäudeautomation entstehen neue Möglichkeiten: Temperatur-, Luftgüte- oder Brandwarnmeldungen können sofort die Türen entriegeln und Evakuierungssequenzen starten. Die intelligente Nutzung dieser Daten ermöglicht verbesserte Vorhersage und Reaktion – ein vernetzter FM-Ansatz kombiniert Sicherheit, Technik und Energieeffizienz.
Integrierte Leitstellensysteme: Sicherheitssysteme (Zutritt, Video, Brandmeldung) können über ein gemeinsames Managementsystem verknüpft werden. Ein zentrales Dashboard erlaubt es, alle Alarme und Systemzustände in Echtzeit zu überwachen und über automatisierte Schnittstellen (OPC, BACnet etc.) zu steuern. Notstromversorgungen und Redundanzen gewährleisten, dass kritische IT- und Sicherheitssysteme auch bei Stromausfall aktiv bleiben.