Sicherheitspersonal: Aus- und Fortbildung
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Sicherheitspersonal: Schulung und Weiterbildung im Unternehmensumfeld
Sicherheitsmitarbeiter in Unternehmen sind weit mehr als nur Wachleute; sie fungieren als Ersthelfer, Markenbotschafter und Compliance-Garanten für ihre Organisation. In modernen Unternehmensumgebungen – wie Campus, Zentralen und Bürokomplexen – übernimmt das Sicherheitspersonal eine dynamische Rolle, die weit über die bloße Diebstahlprävention oder Zugangskontrolle hinausgeht. Häufig sind sie bei Notfällen die Ersten vor Ort und müssen alles bewältigen, von medizinischen Zwischenfällen bis hin zu Feueralarmen, noch bevor offizielle Rettungskräfte eintreffen. Gleichzeitig prägen sie durch ihr professionelles Auftreten und ihren hilfsbereiten Service die Erfahrung von Besuchern und Mitarbeitern und treten effektiv als Repräsentanten des Unternehmens auf, die einerseits Werte und Ruf der Firma verkörpern und andererseits die betrieblichen Interessen schützen.
- Anforderungen
- Ausbildungsanforderungen
- Objektspezifische
- Szenariobasiertes
- Weiterbildung
- Rechtliche
- Entwicklung
- Leistungskontrolle
- Geschultes Sicherheitspersonal
Um diesen vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, benötigen Sicherheitskräfte ein breites Kompetenzprofil, das Folgendes umfasst:
Konfliktdeeskalation und Kommunikationsfähigkeit: Die Fähigkeit, angespannte Situationen verbal und ruhig zu entschärfen und potenzielle Konfrontationen in kooperative Gespräche zu verwandeln. Hierfür sind Schulungen in Stresskommunikation, gezieltem Stimmeinsatz und Empathie unter Druck notwendig. Effektive Sicherheitsmitarbeiter kommunizieren klar und selbstbewusst und nutzen eine positive Körpersprache, um Vertrauen aufzubauen – sie wahren Autorität ohne Aggression.
Rechtskenntnisse und Regelbewusstsein: Sicherheitsteams müssen die rechtlichen Grenzen ihres Handelns genau kennen, beispielsweise Gesetze zur Festnahme durch Jedermann, Vorschriften zum Einsatz von Gewalt und Datenschutzbestimmungen. Sie setzen Regeln fair und unparteiisch durch, vermeiden jegliche Diskriminierung und achten die Grundrechte aller Personen. Die Kenntnis von Vorgaben wie der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) und relevanten privaten Sicherheitsgesetzen stellt sicher, dass sämtliche Maßnahmen vor Ort legal und regelkonform ablaufen.
Kundenorientierung und Servicebewusstsein: In einem Unternehmensumfeld agieren Sicherheitsmitarbeiter auch als Dienstleister für Mitarbeiter und Besucher. Ein höfliches, serviceorientiertes Auftreten – z.B. beim Auskunft geben, Wegbeschreibungen erklären oder einem Besucher ein sicheres Willkommen vermitteln – trägt wesentlich dazu bei, ein sowohl sicheres als auch freundliches Ambiente zu schaffen. Kaum eine Rolle verbindet Wachsamkeit und echten Kundenservice so nahtlos wie die private Sicherheit.
Integration mit anderen Abteilungen: Sicherheit kann nicht isoliert agieren. Sicherheitskräfte müssen mit Facility Management (für Sicherheitstechnik und Gebäudenotfälle), Personalabteilung (für Mitarbeiterprozesse), Empfang (für Besuchermanagement) und IT-Security (für Ausweissysteme oder physische Aspekte von Cybersecurity) zusammenarbeiten. Diese bereichsübergreifende Verzahnung stellt sicher, dass Vorfälle koordiniert gehandhabt werden und Richtlinien im gesamten Unternehmen einheitlich durchgesetzt sind. Beispielsweise führt der Informationsaustausch zwischen Empfang und Sicherheit – etwa über Besucherlisten oder verdächtige Aktivitäten – zu einem abgestimmten und effektiven Reagieren auf jede Situation. Schulungen sollten daher auch abteilungsübergreifende Kommunikation und Abläufe behandeln.
Zielsetzung: Das übergeordnete Ziel besteht darin, ein umfassendes Ausbildungs- und Weiterbildungskonzept zu etablieren, das Professionalität, Rechtssicherheit und Einsatzbereitschaft in allen Funktionen des Sicherheitsteams gewährleistet. Ein strukturierter Rahmen für die Schulung von Sicherheitspersonal – von den Einstiegsvoraussetzungen über regelmäßige Übungen bis hin zu fortgeschrittenen Zertifizierungen – stellt sicher, dass jeder Diensthabende souverän auf Notfälle reagieren, positiv mit Mitarbeitern und Gästen interagieren und die Standards sowie den Ruf des Unternehmens wahren kann. Gut geschulte Sicherheitsmitarbeiter schützen nicht nur das Betriebsgelände; sie vermitteln auch ein Bild von Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit im Namen der Firma. Die Investition in ein mehrstufiges Schulungsprogramm für Corporate Security Officer bedeutet letztlich eine Investition in die Sicherheit, Reputation und das Wohlbefinden der gesamten Organisation.
Grundlegende Ausbildungsanforderungen
Professionelle Sicherheit in Unternehmen beginnt mit einer soliden Basis. Alle Sicherheitsmitarbeiter müssen bestimmte Qualifikationen und Kernkenntnisse mitbringen, bevor sie ihren Dienst antreten. In Deutschland bedeutet dies zunächst, die gesetzlichen Anforderungen der Gewerbeordnung §34a für das Bewachungsgewerbe zu erfüllen. Sicherheitskräfte sind verpflichtet, entweder an der 40-stündigen Unterrichtung nach §34a GewO teilzunehmen oder die umfassendere Sachkundeprüfung gemäß §34a abzulegen. Der Zweck dieser Qualifizierung besteht darin, sicherzustellen, dass Wachpersonen mit allen relevanten Gesetzen, Pflichten und Befugnissen vertraut sind, bevor sie im Einsatz stehen. Eine bestandene Sachkundeprüfung belegt offiziell, dass die betreffende Person die erforderlichen rechtlichen Kenntnisse, branchenspezifischen Pflichten und praktischen Fertigkeiten erworben hat, um Bewachungsaufgaben eigenverantwortlich und zuverlässig wahrzunehmen. (Zu den Mindestvoraussetzungen gehören Volljährigkeit – Mindestalter 18 Jahre – sowie einwandfreier Leumund und ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift.)
Grundlagenlehrstoff: Die Basisausbildung für Sicherheitskräfte deckt eine Reihe von essenziellen Themen ab. Diese stellen sicher, dass jeder Sicherheitsmitarbeiter nicht nur weiß, wie er seine Aufgaben erfüllt, sondern dies auch rechtmäßig, sicher un
Rechtsgrundlagen: Kenntnisse der für die Sicherheitsarbeit relevanten Gesetze und Vorschriften. Dazu zählt das Verständnis von Hausrecht und Besitzdienerrechten, den Grenzen des Jedermannsgriffs (vorläufige Festnahme durch Jedermann) und den einschlägigen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) und Strafgesetzbuchs (StGB). Sicherheitskräfte müssen z.B. wissen, wie lange sie einen Eindringling festhalten dürfen und unter welchen Umständen – um nicht die rechtlichen Befugnisse zu überschreiten. Sie lernen ferner das öffentliche Ordnungsrecht, Gewerberecht und die Bewachungsverordnung (BewachV) kennen, die das Bewachungsgewerbe regelt. Ein weiterer Bestandteil sind waffenrechtliche Grundzüge (auch wenn Firmenwachleute i.d.R. unbewaffnet sind, ist das Wissen um verbotene Waffen etc. relevant) sowie Unfallverhütungsvorschriften für Wach- und Sicherungsdienste.
Maßnahmen bei Zwischenfällen und Notfällen: Die Grundausbildung umfasst, wie auf verschiedene Vorfälle zu reagieren ist, insbesondere auf solche, die jederzeit eintreten können: von Feueralarmen über medizinische Notfälle bis hin zu technischen Störungen. Dieser Bereich beinhaltet oft grundlegende Erste-Hilfe-Kenntnisse, Evakuierungsverfahren und den Umgang mit Brandmelde- und Sprinkleranlagen. Wachleute lernen, wie sie im Brandfall Löschversuche unternehmen (wenn gefahrlos möglich), Alarme auslösen oder zurückstellen und mit der Feuerwehr oder Rettungsdienst zusammenarbeiten. Sie werden mit den Notausgängen, Alarmplänen und Sammelpunkten ihres Objekts vertraut gemacht. In diesem Kontext werden auch die Unfallverhütungsvorschriften (UVV) behandelt, damit sie Gefahren frühzeitig erkennen und Unfälle verhindern können. Gerade in Unternehmensgebäuden können Sicherheitsmitarbeiter als Brandschutzhelfer oder betriebliche Ersthelfer fungieren – frühzeitige Schulung in diesen Bereichen ist daher Teil der Grundlage.
Kommunikation und Deeskalation: Da Sicherheitsarbeit oft den Umgang mit Menschen in Konfliktsituationen beinhaltet, wird in der Grundausbildung viel Wert auf Konfliktmanagement und Kommunikationspsychologie gelegt. Die Teilnehmer üben, auch in Stressmomenten ruhig und respektvoll zu bleiben und durch Wortwahl und Körpersprache deeskalierend zu wirken. Konkrete Techniken sind z.B. aktives Zuhören, eine deeskalierende Wortwahl (z.B. “Ich verstehe Ihren Ärger…” statt “Regel ist Regel!”), das Setzen klarer aber höflicher Grenzen und das Bewahren eines kontrollierten Tonfalls. Rollenspiele gehören hier zum Standardrepertoire: Etwa wie man mit einem verärgerten Mitarbeiter umgeht, der Zutrittsregeln missachtet, oder einen Unbefugten anspricht, der sich in einem gesicherten Bereich aufhält. Die Schulung vermittelt auch die Bedeutung von interkultureller Kompetenz – angesichts internationaler Gäste oder Belegschaften – um Konflikte, die aus Missverständnissen entstehen, zu vermeiden. Kernbotschaft: Durch richtige Kommunikation können Sicherheitsmitarbeiter viele Situationen entschärfen, bevor sie eskalieren.
Überwachung und Revierdienst (Streifengänge): Sicherheitspersonal wird darauf trainiert, effektive Streifen- und Kontrollgänge durchzuführen – sei es durch das Gebäude, das Gelände oder mittels technischer Überwachung (Kameras). Dazu gehört, aufmerksam zu bleiben, sogenannte “tote Winkel” oder Schwachstellen zu kennen und standardisierte Routen und Checklisten einzuhalten. Sie lernen, worauf bei Rundgängen zu achten ist (z.B. unverschlossene Türen außerhalb der Öffnungszeiten, verdächtige Fahrzeuge auf dem Parkplatz, Anzeichen von technischen Störungen wie Lecks oder Kurzschlüssen). Ebenso wird der korrekte Umgang mit Schließsystemen (mechanisch oder elektronisch) geübt. Bei der Videoüberwachung werden Grundlagen vermittelt wie: Kameraperspektiven verstehen, verdächtige Verhaltensmuster auf Monitoren erkennen und Fehlalarme (etwa durch reflektierendes Licht) richtig einordnen. Entscheidend ist, dass Wachleute Abweichungen vom Normalzustand bemerken und entsprechend reagieren oder berichten können – diese “situative Aufmerksamkeit” wird in praktischen Übungen gezielt geschult. Das Einhalten von Dienstanweisungen und Standardprozeduren (SOP) steht dabei immer im Vordergrund.
Zugangskontrolle und Ausweiskontrolle: Die Steuerung des Personen- und Fahrzeugzutritts ist eine Kernaufgabe, weshalb die Ausbildung das korrekte Vorgehen an Pforte oder Empfang deutlich macht. Sicherheitsmitarbeiter lernen die Überprüfung von Ausweisen und Berechtigungen, z.B. Mitarbeiterausweise, Besucherbadges, Lieferantenscheine etc. Sie müssen gültige Dokumente von ungültigen unterscheiden und typischen Tricks entgegentreten können (etwa Kopien, abgelaufene Ausweise oder versuchte “Schwarzbegleitung” durch Schleusung in der Gruppe). Der Einsatz von Zutrittskontrolltechnik wird geübt: vom Ausweis-Lesegerät bis zur Schrankenanlage oder dem Besucherverwaltungssystem am PC. Auch das Vorgehen bei Verlust oder technischer Störung (manuelle Kontrollen, Notfalllisten) ist Teil der Schulung. Wichtig ist das Prinzip der “freundlichen Bestimmtheit”: Jemanden ohne gültigen Ausweis abzuweisen oder weitere Verifikation zu fordern, muss höflich aber konsequent geschehen. Zudem wird Datenschutz bei der Ausweiskontrolle angesprochen – z.B. keine sensiblen Daten laut ausrufen, wenn andere zuhören können.
Datenschutz und Vertraulichkeit: Da Sicherheitskräfte im Dienst mit personenbezogenen Daten umgehen (Besucherdaten, Kennzeichen, Videoaufnahmen), erhalten sie eine Einführung in die DSGVO und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Sie lernen, dass Besucheranmeldungen oder CCTV-Aufzeichnungen nur für den definierten Zweck verwendet werden dürfen und wie lange solche Daten gespeichert werden (typischerweise kurz, z.B. Video oft nur 72 Stunden, außer bei Vorfällen). Ein Teil dieser Schulung ist auch Vertraulichkeit: Wachleute dürfen intern erlangte Informationen nicht unbefugt nach außen tragen. Beispielsweise ist es tabu, die Namen prominenter Besucher weiterzuerzählen oder betriebsinterne Vorgänge, die sie zufällig mitbekommen, zu diskutieren. Durch klare Richtlinien und Bewusstseinsbildung wird sichergestellt, dass Sicherheitsmitarbeiter den Datenschutz ernst nehmen – Verstöße könnten nicht nur dem Unternehmen rechtliche Probleme bereiten, sondern auch das Vertrauen aller untergraben.
Dokumentation und Berichtswesen: Ein wichtiger Teil der Grundlagen ist das korrekte Erfassen von Vorkommnissen. Die Ausbildung umfasst daher das Schreiben von Dienst- und Ereignisberichten. Neue Mitarbeiter lernen, wie sie Beobachtungen sachlich und vollständig festhalten – mit allen relevanten Informationen (Wer, Was, Wann, Wo, Wie). Dazu gehören Übungen im Protokollieren von fiktiven Ereignissen: von kleinen Unregelmäßigkeiten bis hin zu sicherheitsrelevanten Zwischenfällen. Man bringt ihnen bei, objektiv zu formulieren und Wertungen zu vermeiden (“Person X bewegte sich schnell Richtung Ausgang” statt “Person X benahm sich verdächtig” – letzteres wäre erst zu begründen). Auch das Führen von Checklisten und Journalen (Schlüsselübergaben, Schließrunden, Weckergebnissen etc.) wird vermittelt. Präzise Dokumentation ist nicht nur für interne Auswertungen wichtig, sondern kann im Ernstfall als Beweismittel dienen. Darüber hinaus fördert sie die kontinuierliche Verbesserung: Aus gut dokumentierten Vorfällen lernt man, die Abläufe anzupassen. Daher wird dieser Aspekt von Anfang an betont.
Nachfolgend eine Übersichtstabelle der verpflichtenden Grundlagenthemen mit Beispielen der Inhalte:
Schulungsbereich | Beispielinhalte |
---|---|
Rechtskunde | Gesetze und Vorschriften (Gewerbeordnung §34a, BGB, StGB), Hausrecht des Unternehmens, Grenzen von Festnahmen und Notwehr/Nothilfe. |
Kommunikation & Konflikt | Umgangston und Höflichkeit, angemessene Körpersprache, Deeskalationstechniken bei Aggression oder Konflikten (z.B. Stimme senken, Ich-Botschaften). |
Streife & Überwachung | Routenplanung bei Rundgängen, Aufmerksamkeit für verdächtige Anzeichen, tote Winkel abdecken, Einhaltung von Sicherheits-Checklisten und SOPs. |
Zutrittsmanagement | Kontrolle von Personen- und Fahrzeugzutritt, Ausweis- und Berechtigungskontrolle, Besuchermanagement-Systeme bedienen, Vorgehen bei Unbefugten (z.B. Ansprechen von “Schwarzläufern”). |
Notfallmaßnahmen | Alarm- und Evakuierungspläne (Feueralarm, Bombendrohung etc.), Einsatz von Feuerlöschern, Verhalten bei medizinischen Notfällen, Alarmierung von Feuerwehr/Rettungsdienst. |
Datenschutz | DSGVO-Grundlagen (Umgang mit Videoaufzeichnungen, Besucherdaten nur zweckgebunden nutzen), Schweigepflicht bezüglich interner Vorfälle und persönlicher Informationen. |
Berichte & Ethik | Verfassen von Dienstberichten, neutrale Sprache, Sorgfalt bei Zeit/Datumsangaben, Code of Conduct (Integrität, Neutralität, keine Diskriminierung, keine Informationsweitergabe an Unbefugte). |
Diese umfassende Basisausbildung stellt sicher, dass jeder Sicherheitsmitarbeiter mit einem klaren Verständnis seiner Aufgaben und Befugnisse startet. In Deutschland bestätigt das Ablegen der §34a-Sachkundeprüfung oder zumindest die IHK-Unterrichtung, dass die Wachperson über das nötige Fachwissen verfügt, um im Sicherheitsgewerbe tätig zu sein. Es schafft ein einheitliches Kompetenzniveau und Vertrauenswürdigkeit. Erst auf dieser soliden Grundlage können aufbauende, objektspezifische oder szenariobasierte Trainings sinnvoll aufsetzen – denn nur wer die Basics sicher beherrscht, kann in komplexen Situationen richtig agieren.
Objektspezifische Schulungsmodule
So wichtig die allgemeine Ausbildung auch ist, ein effektives Sicherheitskonzept muss die besonderen Gegebenheiten des jeweiligen Unternehmensstandorts berücksichtigen. Jedes Objekt – sei es ein Bürohochhaus, ein Industriegelände oder der Campus eines Tech-Unternehmens – hat individuelle Grundrisse, technische Systeme, Abläufe und Risiken. Speziell angepasste Schulungsmodule helfen den Sicherheitskräften, sich in ihrem Einsatzort optimal zurechtzufinden und ihr Wissen im spezifischen Kontext anzuwenden.
Wesentliche Inhalte der objektspezifischen Einarbeitung sind:
Gebäude- und Geländeorientierung: Neue Sicherheitsmitarbeiter erhalten eine ausführliche Einweisung in das Objekt, das sie schützen sollen. Dazu gehört das Studium von Lageplänen und Fluchtwegplänen, das Kennenlernen aller relevanten Räumlichkeiten und Bereiche (Zutrittszonen, sensiblen Abteilungen, Technikräume, Notausgänge, Sammelplätze) sowie der Außenanlagen. Idealerweise führen erfahrene Kollegen oder Facility Manager Rundgänge durch, bei denen auf örtliche Besonderheiten hingewiesen wird – etwa versteckte Treppenhäuser, welche Türen abends alarmgesichert sind oder wo sich die Haupthahn für Wasser und Gas befinden. Diese Ortskenntnis ist entscheidend, damit die Sicherheitskraft im Ereignisfall schnell reagieren kann (z.B. den nächstgelegenen Feuerlöscher oder Notausgang findet) und sich nicht erst orientieren muss. Eine detaillierte, auf das Objekt zugeschnittene Einweisung stellt sicher, dass die Mitarbeiter mit allen örtlichen Gegebenheiten und “Tücken” vertraut sind, bevor sie allein im Dienst sind.
Technische Anlagen und Sicherheitssysteme vor Ort: Jedes Unternehmen nutzt bestimmte Sicherheitstechnologien, mit denen das Sicherheitspersonal umgehen können muss. Das umfasst die Zutrittskontrollanlage (z.B. elektronische Kartensysteme, Drehkreuze, Türcodes), die Videoüberwachungsanlage (Kameras, Monitor- oder Softwarebedienung) und ggf. Einbruch- oder Brandmeldeanlagen. Im objektspezifischen Training wird also praktisch geübt: Wie bediene ich das Panel der Brandmeldeanlage? Wie quittiere ich einen Fehlalarm? Wie funktioniert das Besucher-Management-Tablet am Empfang? Ebenso lernen die Sicherheitsmitarbeiter, welche Alarmmeldungen an welcher Stelle auflaufen (kommen technische Alarme in der Leitstelle an, leuchten irgendwo Signallichter?). Da viele Unternehmensgebäude komplexe Systeme haben, kann diese Ausbildung einen erheblichen Teil einnehmen. Sie stellt sicher, dass die Mitarbeiter die vorhandene Technik effektiv nutzen und Alarm- sowie Störmeldungen richtig interpretieren können – und nicht erst im Ernstfall durch Unkenntnis Verzögerungen entstehen. Außerdem wird vermittelt, welche externen Dienstleister es gibt (z.B. Aufzugsnotdienst) und wie diese kontaktiert werden, falls das System sie nicht automatisch ruft.
Standortspezifische Sicherheits- und Notfallprozeduren: Jedes Unternehmen hat eigene Richtlinien und Abläufe (Standard Operating Procedures, SOPs) für Sicherheit und Notfälle. Das Sicherheitspersonal muss diese firmeninternen Regelungen verinnerlichen. Dazu zählt z.B.: Wie läuft der Besuchereinlass im Detail ab? Welche Dokumente müssen Besucher unterschreiben (z.B. NDA)? Gibt es besondere Prozeduren für VIP-Besucher oder neue Mitarbeiter am ersten Tag? Ebenfalls wichtig: Alarm- und Krisenpläne des Standorts – etwa wer welche Rolle im Evakuierungsfall übernimmt, wie das Krisentelefonat mit der Geschäftsführung abläuft, wo das Crisis Management Team sich trifft etc. Sicherheitsmitarbeiter studieren Handbücher oder Aushänge und lernen, was im Ereignisfall von ihnen konkret erwartet wird. Praktische Übungen können hier helfen, z.B. das Durchspielen einer Bombendrohung am Objekt unter Berücksichtigung der hauseigenen Alarmierungswege und Kommunikationspläne. Falls das Objekt Teil eines größeren Bürokomplexes mit mehreren Mietparteien ist, müssen auch die Abgrenzungen geklärt sein: Wofür ist der eigene Sicherheitsdienst zuständig, wofür evtl. der des Vermieters, und wie koordiniert man sich untereinander?
Zusammenarbeit mit internen Stellen: In einem Unternehmensgebäude steht Sicherheitspersonal in ständigem Kontakt mit anderen Bereichen.
Daher gehört zur objektspezifischen Einarbeitung auch das Kennenlernen der wichtigsten Ansprechpartner und deren Erwartungen:
Empfang / Front-Office: Häufig sind Sicherheitsdienst und Empfang eng verzahnt oder sogar personell kombiniert. Das Training sollte klarstellen, wie Sicherheitsmitarbeiter und Empfangskräfte zusammenwirken. Beispielsweise: Der Empfang nimmt Besucheranmeldungen entgegen und erstellt Besucherausweise, während der Sicherheitsmitarbeiter die Identität überprüft und die Besucher eventuell zum Zielort begleitet. Ist kein separater Empfang vorhanden, fungieren Sicherheitskräfte oftmals selbst als erster Ansprechpartner – dann sind Serviceorientierung und Höflichkeit besonders gefragt. Es wird vermittelt, worauf der Empfang Wert legt (z.B. ein ordentlicher optischer Eindruck im Eingangsbereich, lückenlose Erfassung aller Besucher), und wie Security im Tagesgeschäft unterstützen kann. Ein Beispiel ist gemeinsames Besucherhandling: Wenn in Stoßzeiten viele Gäste kommen, hilft der Sicherheitsmitarbeiter vielleicht bei der Registrierung oder beim Verteilen von Sicherheitseinweisungen. Die enge Kooperation sorgt dafür, dass sowohl Sicherheit als auch Gastfreundschaft gewährleistet sind – Besucher erhalten einen freundlichen Empfang und spüren dennoch, dass auf Sicherheit geachtet wird.
Facility Management / Haustechnik: Bei sicherheitsrelevanten Vorfällen wie technischen Störungen oder Gebäudeschäden arbeiten Sicherheits- und Haustechnikpersonal Hand in Hand. Deswegen sollte das Sicherheitsteam lernen, welche Aufgabenbereiche das Facility Management (FM) abdeckt, und wann/wie sie FM alarmieren müssen. Beispiel: Bei Wasseraustritt aus der Decke weiß der Sicherheitsdienst, wen er in der Haustechnik anrufen muss und wo gegebenenfalls der Hauptabsperrhahn ist, um größeren Schaden zu verhindern. Ebenso gehören Brandschutz und Evakuierung zum Überschneidungsbereich – hier ist abgemacht, wer beispielsweise die Brandmeldeanlage zurückstellt und wer die Lüftung abschaltet. Durch gemeinsame Übungen (z.B. Evakuierungsdrills zusammen mit dem Gebäudemanagement) wird diese Kooperation gefestigt. Auch Regelkommunikation ist Thema: Wie meldet Security festgestellte Mängel (defekte Türschlösser, ausgefallene Beleuchtung in Tiefgarage) an FM, damit diese behoben werden? Oft existieren dafür Ticketsysteme oder Formblätter, die in der Einarbeitung erklärt werden. Eine gute Zusammenarbeit mit FM erhöht die Sicherheit deutlich, da viele potenzielle Gefahren technischer Natur sind (z.B. Ausfall von Branddetektoren) und nur durch gemeinsames Vorgehen schnell behoben werden können.
IT-Sicherheit / Informationssicherheit: Die Grenzen zwischen physischer und digitaler Sicherheit verschwimmen zunehmend. Daher sollte das Sicherheitspersonal zumindest Grundzüge der firmeninternen IT-Sicherheitsrichtlinien kennen. Zum einen kann das bedeuten, dass Wachleute geschult werden, Social-Engineering-Versuche zu erkennen – z.B. wenn sich Unbefugte als “IT-Techniker” ausgeben, um ins Serverzimmer zu gelangen. Zum anderen könnten sie involviert sein, wenn z.B. ein Mitarbeiterzugang bei fristloser Kündigung sofort gesperrt werden muss: Die Security informiert dann umgehend die IT, damit der Account deaktiviert wird und das Zugangsbadge seine Gültigkeit verliert. Manche Unternehmen setzen auch auf technische Schnittstellen, z.B. Alarmmeldungen von IT-Systemen (Serverraum-Überhitzung, Auslösen eines IT-Sensors) gehen an die Sicherheitsleitzentrale. Die Mitarbeiter lernen, solche Meldungen einzuordnen und die richtigen Stellen zu informieren. Auch der Umgang mit vertraulichen Unterlagen (z.B. Zugang zu Räumen, in denen Datenschutzdokumente liegen) wird abgestimmt: Oft dürfen Wachleute nur in Begleitung der berechtigten Mitarbeiter rein, etc. Das Ziel ist, dass Security versteht, welche Überschneidungen es mit IT gibt – beispielsweise, dass das Abschließen eines Serverraums auch eine IT-Sicherheitsmaßnahme ist – und entsprechend zusammenarbeitet.
Rollen und Posten innerhalb des Objekts: Sicherheitspersonal hat je nach Einsatzort vor Ort unterschiedliche Rollen, und die Ausbildung sollte diese differenziert abdecken. So benötigt etwa der Eingangsdienst (der Mitarbeiter, der fest am Haupteingang oder in der Lobby steht) intensives Training in Besucherumgang, Dresscode, Kommunikationsstil und repräsentativem Auftreten – da er das “Gesicht” des Unternehmens für Eintretende ist. Ein Leitstellen- oder Kontrollraumposten erfordert hingegen eine tiefergehende Schulung in Überwachungstechnik, Alarmverfolgung und Kommunikation per Funk/Telefon. Wer nachts alleine Streife fährt, braucht ein spezielles Sicherheitstraining für Alleingänge und Notfallkniffe (z.B. Selbstschutz, wenn man alleine im Parkdeck Kontrollgänge macht). Jedes dieser Einsatzszenarien wird in der Einarbeitung berücksichtigt: Der Mitarbeiter läuft in den ersten Tagen alle Posten mit erfahrenen Kollegen mit, um die jeweiligen Tätigkeiten zu lernen. Auch schriftliche Dienstanweisungen für jeden Posten werden bereitgestellt und durchgesprochen.
Unternehmenskultur und Verhaltenserwartungen: Jedes Unternehmen hat eine eigene Kultur, die auch Einfluss auf die Sicherheitsarbeit hat. Die Schulung vermittelt daher subtile, aber wichtige Aspekte: etwa den bevorzugten Kommunikationsstil (per Du oder Sie, eher formlos oder strikt formal), die generelle Erwartungshaltung gegenüber dem Sicherheitsdienst und Sensibilitäten, die zu beachten sind. Ein Beispiel: In einem Unternehmen mit hohem Besucherverkehr legt man vielleicht Wert darauf, dass Sicherheitskräfte mehrsprachig grüßen und besonders zuvorkommend sind, um das internationale Image zu wahren. In einer eher konservativen Firmenzentrale erwartet man hingegen vielleicht betonte Zurückhaltung und Diskretion vom Sicherheitspersonal im Umgang mit Vorständen. Diese Feinheiten sollten in der Schulung angesprochen werden, damit die Sicherheitsmitarbeiter “kulturell kompatibel” agieren und zum positiven Gesamtbild des Unternehmens beitragen. Letztlich sind sie ja oft auch Dienstleister im Auftrag des Unternehmensimages.
Die Vermittlung objektspezifischer Module erfolgt meist durch eine Kombination aus theoretischer Unterweisung und praktischer Einweisung vor Ort. Ein neuer Mitarbeiter könnte z.B. die ersten Schichten im Tagdienst begleiten, um alles im Hellen zu sehen, und dann auch mal im Nachtdienst hospitieren, um die anderen Anforderungen kennenzulernen. Ausführliche, auf das Objekt zugeschnittene Schulungen sorgen dafür, dass Sicherheitskräfte mit den Besonderheiten ihres Einsatzorts vertraut sind und die Komplexität des jeweiligen Objekts meistern können. Indem das Training auf die spezifischen Bedürfnisse und Risiken vor Ort zugeschnitten wird, stellt das Unternehmen sicher, dass das Sicherheitsteam nicht nur nach allgemeinen Anweisungen arbeitet, sondern optimal darauf vorbereitet ist, sein Unternehmen und dessen Mitarbeiter und Werte bestmöglich zu schützen.
Szenariobasiertes Training (Übungen und Simulationen)
Selbst die gründlichste Theorievermittlung kann praktische Erfahrung nicht vollständig ersetzen. Um die Lücke zwischen Lernstoff und echter Bewährungsprobe zu schließen, sollten im Unternehmen regelmäßig szenariobasierte Trainings und Simulationen für das Sicherheitspersonal durchgeführt werden. Diese Übungsformen konfrontieren die Mitarbeiter mit realitätsnahen Situationen in einer kontrollierten Umgebung, sodass sie ihre Fertigkeiten unter quasi echten Bedingungen anwenden und festigen können.
Sicherheitskräfte nehmen an einer realitätsnahen Einsatzübung teil. Durch regelmäßige Simulationen – vom Umgang mit aggressiven Personen bis hin zur Durchführung von Evakuierungen – können sie ihre Reaktionen unter realen Bedingungen einüben und routinieren.
Praxisnahe Übungen statt nur Theorie: Szenariobasiertes Training bedeutet, dass Sicherheitsmitarbeiter aktiv handeln müssen, statt nur auf Handbücher zu vertrauen. Anstatt lediglich über Verfahren zu lesen, spielen sie Vorfälle durch – wie zum Beispiel einen wütenden Besucher in der Lobby oder einen gefundenen verdächtigen Gegenstand – während Ausbilder das Geschehen beobachten und im Nachgang Feedback geben. Dieser praktische Ansatz ähnelt einem Flugsimulator für Piloten: Er erlaubt es, Entscheidungen zu treffen und Konsequenzen zu erleben, ohne dass echter Schaden entsteht. Sicherheitsexperten betonen, dass der Einsatz von Szenarien im Training vergleichbar damit ist, eine Sprache zu üben – nur durch aktives Anwenden wird man darin wirklich fließend. Wenn Wachleute einen Notfall vorher durchgespielt und jeden Schritt durchdacht haben, reagieren sie in einer vergleichbaren echten Situation schneller und angemessener, weil sie nicht mehr überlegen müssen, sondern auf Erlerntes zurückgreifen können. Tatsächlich kann Simulationstraining im Ernstfall Leben retten, denn geschulte Mitarbeiter geraten seltener in Panik und folgen eingeübten Handlungsabläufen, was zu schnelleren und besseren Reaktionen führt.
Vorteile szenariobasierter Übungen: Richtig konzipierte Planspiele und Drills bieten zahlreiche Vorteile:
Sie verkürzen die Reaktionszeiten bei Zwischenfällen, da Mitarbeiter Abläufe verinnerlicht haben und im Stressfall zügiger agieren können. Anstatt im Ernstfall erst im Handbuch nachzuschlagen oder unsicher zu zögern, startet ein trainierter Sicherheitsmitarbeiter sofort die z.B. Evakuierungsdurchsage oder Deeskalationsstrategie, die er geübt hat.
Sie vertiefen das Verständnis für Risiken und Gegenmaßnahmen. Durch das Durchspielen verschiedener Szenarien begreifen Wachleute besser, warum es bestimmte Protokolle gibt und wie unterschiedliche Gefahren unterschiedliche Herangehensweisen erfordern. Etwa wird in einer Tischübung zur Bombendrohung deutlich, wie komplex die Koordination mit der Polizei ist – etwas, das man theoretisch vielleicht unterschätzt hätte.
Sie decken Schwachstellen und Lücken auf – sowohl bei einzelnen Mitarbeitern als auch im Gesamtsicherheitskonzept. Eine Übung fungiert als Testlauf: sowohl für das individuelle Können als auch für die organisatorischen Abläufe und Ressourcen. Chris Hertig, ein erfahrener Trainer und Fachmann, betont, dass ein Szenario wie eine Prüfung ist – nicht nur für den einzelnen Mitarbeiter, sondern auch für die Organisation. Eine Übung (wie ein Drill) ist also doppelt wertvoll: Sie überprüft, ob der Einzelne und das Team gelernt haben, und sie prüft, ob die Systeme und Verfahren des Unternehmens wirksam sind. Wenn z.B. im Zuge einer Übung herauskommt, dass ein Alarmknopf nicht funktioniert oder eine Anweisung unklar ist, kann dies in friedlichen Zeiten behoben werden, bevor ein echter Notfall es aufdeckt.
Sie fördern Problemlösungskompetenz und Selbstvertrauen. In Szenarien müssen Wachleute oft spontan Entscheidungen treffen, da nicht alles geskriptet sein kann. Dadurch lernen sie, Grundprinzipien flexibel auf neue Lagen anzuwenden – was sie vielseitiger und selbstsicherer macht. Letztlich müssen Sicherheitsmitarbeiter Lösungen finden können und oft improvisieren. Regelmäßiges Training in realistischen Situationen schult genau diese Denkweise, damit sie sich nicht sklavisch an sture Vorgaben klammern, sondern das Gelernte intelligent variieren können. Nach einigen erfolgreich gemeisterten Übungen wächst zudem das Vertrauen der Mitarbeiter in ihre eigenen Fähigkeiten, mit echten Vorfällen fertigzuwerden.
Arten von szenariobasiertem Training in Unternehmen: Ein ausgewogener Trainingsplan nutzt verschiedene Formate: - Live-Übungen (Drills): Das sind Übungen, die vor Ort im Objekt in Echtzeit stattfinden, oft mit “echten” Requisiten oder Komparsen, um e
Aggressiver Besucher am Empfang: Hier spielt entweder ein Kollege oder ein externer Schauspieler einen wütenden Besucher, der lautstark Regeln missachtet oder drohendes Verhalten zeigt. Die Sicherheitskräfte müssen versuchen, die Person verbal zu beruhigen und zu kontrollieren. Sie üben dabei Distanz wahren, deeskalierende Sprache nutzen, aber gleichzeitig Durchsetzungsvermögen zu zeigen. Mögliche Eskalationsstufen werden geprobt: Wann ruft man Verstärkung? Wann (im echten Notfall) würde man die Polizei hinzuziehen? Solche Übungen stärken die Nerven und Gesprächsfähigkeiten des Personals.
Verdächtiger Gegenstand/ungeklärtes Gepäck: Hier wird z.B. ein herrenloser Koffer in der Lobby positioniert oder ein inhaltlich verdächtiges Paket am Wareneingang platziert. Das Personal soll nach Vorschrift reagieren: Gebiet absperren, Distanz halten, keinen Alarmismus verbreiten aber Verantwortliche informieren, und eventuell eine Teil-Evakuierung in die Wege leiten, während die Polizei/Bombenentschärfer alarmiert werden. Diese Übung verdeutlicht die Bedeutung von Ruhe bewahren und systematisch handeln in potenziellen Gefahrenlagen. Sie lehrt auch, dass man unbekannte Objekte niemals selber manipuliert, sondern Fachleute hinzuzieht – ein Punkt, der in der Theorie leicht vergessen wird, in der Praxis aber entscheidend ist.
Unbefugter Zutrittsversuch (“Tailgating”): Hier versucht beispielsweise ein Nicht-Mitarbeiter, dicht hinter einem Berechtigten durch die Zugangstür zu schlüpfen. Das Sicherheitspersonal (sei es an der Rezeption oder beim Streifengang) soll das erkennen und die Person höflich stoppen und überprüfen. In der Übung wird simuliert, wie der Unbefugte reagiert (vielleicht sagt er: “Oh, ich habe meinen Ausweis vergessen” – woraufhin der Mitarbeiter die entsprechende Prozedur einleiten muss). Dies testet Wachsamkeit und Mut, unbekannte Personen anzusprechen. Ggf. wird auch geübt, wie man die Personalien feststellt oder die Person aus dem Gebäude begleitet.
Medizinischer Notfall: Obwohl in der Aufgabenliste nicht ausdrücklich erwähnt, ist es sinnvoll, auch medizinische Notfälle zu üben, da Sicherheit oft als Erste vor Ort ist. Ein Mitarbeiter oder Dummy “bricht zusammen” – nun müssen die Sicherheitskräfte je nach Qualifikation Erste Hilfe leisten, einen Notruf absetzen, ggf. den AED (Defibrillator) holen und den Bereich absichern. Das trainiert die Handgriffe (Stabile Seitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung) und die Zusammenarbeit: Einer leistet Erste Hilfe, der andere lotst den Rettungsdienst zum Ort etc. Solche Übungen erhöhen die Sicherheit, dass im Ernstfall keine Zeit verloren geht.
Feueralarm/Evakuierungsdrill: Dies ist eine der wichtigsten regelmäßig durchzuführenden Übungen. Dabei wird ein Feueralarm ausgelöst (oft angekündigt, manchmal auch überraschend, je nach Sicherheitsstrategie), und das gesamte Evakuierungsprocedere wird geprobt. Sicherheitsmitarbeiter müssen hier ihre Rolle zeigen: z.B. bestimmte Stockwerke überprüfen (“Absuchen”), die Evakuierung der Mitarbeiter unterstützen, ggf. Personen mit Handicap helfen, an Treffpunkten Personen zählen und Rückmeldung geben. Solche Drills werden oft in Kooperation mit dem Brandschutzbeauftragten, dem Gebäudemanagement und den Evakuierungshelfern des Betriebs (falls vorhanden) durchgeführt. Für die Sicherheitskräfte ist es ein Härtetest ihrer Organisation und Kommunikationsfähigkeit mit vielen Beteiligten gleichzeitig. Regelmäßige Evakuierungsübungen – z.B. mindestens einmal jährlich – sind in vielen Unternehmen vorgeschrieben oder empfohlen. Sie sichern, dass im Ernstfall Chaos vermieden wird und jeder weiß, was zu tun ist.
Tabletop-Übungen (Planspiele am Tisch): Dies sind moderierte Besprechungsübungen, bei denen ein Szenario durchgesprochen wird, ohne es real nachzustellen. Typischerweise sitzen das Security-Team und ggf. andere Verantwortliche (Management, HR, Techni
Bombendrohung per Telefon: Alle Beteiligten diskutieren Schritt für Schritt, wie man reagiert: Was notiert der Empfang? Wer wird intern alarmiert? Wird sofort evakuiert oder wartet man auf ein Suchergebnis? Wie kommuniziert man mit den Mitarbeitern (Durchsagen, stille Alarmierung)? Wann schaltet man Polizei ein und wer spricht mit dieser? Solche Runden zeigen schnell, ob der Notfallplan allen klar ist und wo Unschärfen sind. Sie fördern auch das bereichsübergreifende Verständnis – etwa, dass die Personalabteilung evtl. bei einer Evakuierung wissen muss, wer an dem Tag anwesend war, etc.
Amoklauf/aktiver Schütze: Auch wenn das Risiko gering erscheint, bereiten sich doch immer mehr Unternehmen auf Amokszenarien vor. In einer Tischübung könnten Security, Geschäftsleitung und HR z.B. besprechen: Was tun wir, wenn eine Gewaltandrohung im Unternehmen bekannt wird? Gibt es Alarm-Codes oder SMS-Benachrichtigungen an alle? Wie verbarrikadieren wir uns? Die Sicherheitsmitarbeiter diskutieren ihre Rolle: Unbewaffnet sollen sie natürlich keine Helden spielen, sondern vor allem die Polizei rufen und ggf. Erste Hilfe nach der Lage leisten, aber solch ein Planspiel kann Lücken in baulichen Sicherheitsmaßnahmen aufdecken (z.B. Türen ohne Schloss).
IT-Ausfall und Folgesicherheit: Man stellt sich z.B. vor, der komplette Strom fällt im Quartier aus – somit funktionieren E-Schlösser, Beleuchtung und Kameras nicht. Was macht der Sicherheitsdienst? Hat er Taschenlampen und Generalschlüssel parat? Patrouilliert er verstärkt? Die Teammitglieder überlegen, wie sie die Sicherheit in so einem Sonderfall aufrechterhalten. Dabei könnten Ideen entstehen wie “Wir stellen jemanden an die zentrale Treppe, damit niemand unbemerkt rein oder raus kann” oder ähnliches. So entsteht möglicherweise gleich eine “Notfall-SOP Stromausfall”.
Naturkatastrophen oder externe Ereignisse: Etwa, wie geht man bei einer Großlage in der Stadt vor (Chemieunfall, Terrorwarnung etc.), wenn das Gebäude evtl. abgeriegelt werden muss? Diese Szenarien fördern das Bewusstsein, dass auch externe Ereignisse Auswirkungen haben und man vorbereitet sein sollte.
Spezial-Training durch externe Experten: In einigen Fällen macht es Sinn, externe Trainer für sehr spezifische Simulationen hinzuzuziehen. Beispiele: Ein professioneller Coach für Selbstverteidigung und Eigensicherung kann realitätsnah zeigen, wie man sich gegen körperliche Angriffe wehrt oder Personen fixiert, ohne übermäßige Gewalt – falls die Tätigkeit solche Situationen denkbar macht (z.B. Werkschutz mit Festnahmeauftrag bei Diebstahl). Oder ein Kommunikationspsychologe führt ein intensives Stress-Deeskalationstraining durch, bei dem er gezielt starke Provokationen simuliert und die Sicherheitsmitarbeiter trainiert, dennoch ruhig zu bleiben. Ebenso gibt es Anbieter, die mit VR (Virtual Reality)-Technik Gefahrenlagen wie Schießereien oder Geiselnahmen simulieren – was besonders in Branchen mit höherem Risiko oder bewaffnetem Sicherheitsdienst relevant sein kann. Zwar ist in einem “normalen” Unternehmensbüro vieles davon nicht alltäglich, aber auch dort können etwa brandfallbezogene Spezialübungen hilfreich sein, die über den Standard hinausgehen – z.B. mit Nebelmaschinen einen verrauchten Flur simulieren, um das Vorgehen bei eingeschränkter Sicht zu trainieren. Externe Profis bringen oft neue Perspektiven und Tricks mit, von denen das Team profitieren kann.
Wesentlich bei jeder Simulation ist die Anschließende Auswertung (Debriefing). Nachdem das Szenario durchgespielt ist, setzt man sich zusammen und bespricht: Was lief gut? Wo gab es Schwierigkeiten? Und vor allem: Warum sind gewisse Schritte wichtig? Hier geben Ausbilder wertschätzendes Feedback und korrigieren Fehlverhalten konstruktiv. Dieses gemeinsame Durchgehen der Ereignisse stellt sicher, dass Fehler als Lerneffekt dienen und gute Handlungen verstärkt werden. So verankern die Teilnehmer das Erlebte besser im Gedächtnis. Beispielsweise könnte nach einer Evakuierungsübung herauskommen, dass die Kommunikation per Funk nicht optimal war – man erarbeitet dann, wie es besser gehen kann.
Viele Unternehmen planen solche Simulationen gezielt in den Kalender ein. Ein mögliches Übungs- und Drillprogramm über das Jahr könnte z.B. so aussehen:
Szenario | Übungsziel | Frequenz |
---|---|---|
Verdächtiges Paket | Erkennen einer Bedrohung, Einleitung Alarm- und Isolationsprozedur gemäß Notfallplan. Ziel: Überprüfen, ob Mitarbeiter im Ernstfall Bereich absperren, Behörden informieren und Evakuierungsentscheidung gemäß SOP treffen. | Vierteljährlich |
Aggressiver Besucher | Verbale Deeskalationstechniken anwenden und Grenzen setzen, ohne körperliche Gewalt. Ziel: Selbstvertrauen der Mitarbeiter in Umgang mit schwierigen Personen stärken und Kommunikation verbessern. | Monatlich (als Drill oder Rollenspiel) |
Evakuierungsübung | Zusammenarbeit mit Facility Management und Brandschutzhelfern bei Gebäuderäumung. Ziel: Die Geschwindigkeit und Sicherheit einer Evakuierung erhöhen, Kommunikationswege (z.B. Durchsagen) testen. | Halbjährlich (2× pro Jahr) |
Zutrittsverletzung | Unbefugter Zutritt (Tailgating, gefälschter Ausweis) simulieren. Ziel: Aufmerksamkeit der Mitarbeiter schulen und korrektes Einschreiten (Anhalten, Identitätsfeststellung) üben. | Vierteljährlich |
Erste-Hilfe-Notfall | Medizinischen Notfall (z.B. Herzinfarkt eines Mitarbeiters) durchspielen. Ziel: Reaktionsschnelligkeit, richtige Ersthelfermaßnahmen und Notruf-/Rettungskette üben. | Halbjährlich |
Durch die regelmäßige Durchführung solcher Übungen bleibt das Sicherheitsbewusstsein wach und die Handgriffe sitzen. Nicht nur die Sicherheitsmitarbeiter selbst profitieren davon; auch die anderen Mitarbeiter im Unternehmen gewinnen Vertrauen, wenn sie sehen, dass Sicherheit aktiv trainiert wird. Dies schafft eine Kultur der Vorbereitung: Jeder – vom Wachmann bis zum Geschäftsführer – weiß, dass man proben muss, um im Ernstfall richtig zu reagieren. Szenariobasiertes Training macht aus theoretischen Plänen gelebte Praxis und formt ein Sicherheitsteam, das wirklich bereit ist, anstatt nur zu wissen, was es tun sollte.
Weiterbildung und Spezialisierungsmöglichkeiten
Die Ausbildung von Sicherheitspersonal hört idealerweise nicht nach der ersten Einarbeitung auf. Tatsächlich fördern die professionellsten Sicherheitsfirmen und Unternehmen eine Kultur der kontinuierlichen Weiterbildung und Spezialisierung für ihre Mitarbeiter. Dies steigert nicht nur die Fähigkeiten und Fachkompetenzen im Team, sondern erhöht auch die Motivation und Bindung der Mitarbeiter – denn wer Entwicklungsperspektiven hat, identifiziert sich stärker mit seinem Beruf. Insbesondere im Unternehmensumfeld, wo Sicherheitskräfte oft lange an einem Standort tätig sind, sorgt fortlaufende Schulung dafür, dass sie immer auf dem neuesten Stand sind und mit den wachsenden Anforderungen Schritt halten können.
Wichtige Bereiche und Wege der Fortbildung umfassen:
Weiterführende Qualifikationen (IHK und staatlich anerkannt): Über die Grundqualifikation nach §34a GewO hinaus gibt es in Deutschland verschiedene Fortbildungsabschlüsse im Bereich Sicherheit. Ein Beispiel ist die Aufstiegsfortbildung zur Geprüften Schutz- und Sicherheitskraft (GSSK) oder zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Diese Lehrgänge (meist in IHK-Regie oder bei Bildungsträgern wie der DEKRA Akademie) vertiefen sowohl rechtliche als auch operative Kenntnisse erheblich und bereiten auf Führungsaufgaben vor. Für ambitionierte Sicherheitsmitarbeiter sind solche Abschlüsse interessant, da sie formal neue Karriereschritte ermöglichen – einige Positionen (wie Objektleiter oder Schichtführer) setzen sie mittlerweile voraus. Wie Branchenexperten anmerken, erlaubt der bloße “34a-Schein” den Einstieg und einfachere Bewachungstätigkeiten, aber für die wirklich attraktiven Einsätze und Karrierechancen sind Fortbildungen unerlässlich. So kann z.B. jemand mit reiner Unterrichtung nur begrenzt aufsteigen, während ein GSSK-Absolvent Zugang zu leitenden Funktionen hat. Unternehmen können Mitarbeiter aktiv ermutigen, solche Fortbildungen zu absolvieren, und ggf. zeitlich oder finanziell unterstützen. Denn eine hochqualifizierte Kraft nützt ja auch dem Betrieb. Ein weiterer Weg der formalen Qualifikation ist der Meister für Schutz und Sicherheit oder der frühere Werkschutzmeister – dies ist eine sehr anspruchsvolle Fortbildung (Meisterebene), die insbesondere für Sicherheitskoordinatoren in großen Unternehmen relevant sein kann.
Zertifikate im Bereich Notfall und Brandschutz: Jedes Unternehmen profitiert davon, wenn Sicherheitsmitarbeiter zusätzliche Qualifikationen als betriebliche Nothelfer haben. Sehr verbreitet ist die Schulung zum Brandschutzhelfer. In kurzer Zeit (oft ein Tagesseminar) lernen Mitarbeiter theoretische Grundlagen des vorbeugenden Brandschutzes sowie praktische Übungen am Feuerlöscher. Mit dieser Qualifikation dürfen Sicherheitskräfte zum Beispiel als Brandwache bei feuergefährlichen Arbeiten eingesetzt werden oder im Brandfall die Einsatzleitung der Feuerwehr unterstützen. Wie ein Fachartikel betont, zählt die Ausbildung zum zertifizierten Brandschutzhelfer zu den wichtigsten Fortbildungen im Sicherheitsgewerbe, da Brandwachen mit dieser Zusatzqualifikation bevorzugt engagiert werden und branchenübergreifend gefragt sind. Auf dieser Basis kann man sich noch weiter spezialisieren, etwa zum Brandschutzbeauftragten, was für große Betriebe relevant ist. Ähnlich bedeutsam ist die Ersthelferausbildung (betrieblicher Ersthelfer). Gesetzlich muss jeder Betrieb eine bestimmte Anzahl ausgebildeter Ersthelfer vorhalten (je nach Mitarbeiterzahl). Sicherheitsmitarbeiter bieten sich dafür an, weil sie oft in unmittelbarer Nähe eines Vorfalls wären. Eine Erste-Hilfe-Grundausbildung umfasst 9 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten (wie vom DRK z.B. angeboten). Viele Unternehmen kombinieren daher und lassen Sicherheitsleute gleichzeitig zu Ersthelfern und Brandschutzhelfern ausbilden – so schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Diese Fortbildungen müssen regelmäßig aufgefrischt werden (Erste Hilfe alle 2 Jahre, Brandschutzhelfer alle 3-5 Jahre empfohlen). Ein Sicherheitsdienst, dessen Team durchgehend über aktuelle Erste-Hilfe- und Brandschutzkenntnisse verfügt, ist wesentlich besser auf Notfälle vorbereitet und kann im Ernstfall Leben retten oder Schäden begrenzen, noch bevor externe Hilfskräfte eintreffen.
Professionelle Sicherheitszertifizierungen (international): Für Mitarbeiter, die eine Karriere im Sicherheitsmanagement anstreben oder einfach ihren Horizont erweitern wollen, kommen auch renommierte internationale Zertifizierungen in Betracht. Allen voran ist hier der Certified Protection Professional (CPP) der ASIS International zu nennen. Das CPP-Zertifikat gilt global als Gold-Standard für Sicherheitsmanager. Es bestätigt umfassende Kenntnisse in allen Aspekten der Sicherheit – von physischen Schutzmaßnahmen über Personenschutz, Ermittlungen, Informationssicherheit bis zum Krisenmanagement. Der Weg dorthin erfordert jedoch i.d.R. mehrere Jahre Erfahrung und das Bestehen einer anspruchsvollen Prüfung (in Englisch). Dennoch kann es für ein Unternehmen wertvoll sein, einen oder mehrere Mitarbeiter mit solch hochkarätigen Qualifikationen zu haben, insbesondere für international tätige Firmen oder solche mit komplexem Sicherheitsbedarf. CPP-Träger genießen hohe Anerkennung und fließend in Sicherheitsbest practices zu sein, kann ihnen mehr Entscheidungsautorität und Selbstvertrauen in sicherheitsrelevanten Fragen geben. Neben dem CPP gibt es weitere ASIS-Abschlüsse, z.B. den PCI (Professional Certified Investigator) für Spezialisten der Ermittlungsarbeit oder den PSP (Physical Security Professional) für Experten physischer Sicherheitstechnik. Auch deutsche Stellen wie die IHK oder VdS bieten höherwertige Zertifizierungen (z.B. VdS-Lehrgang “Security Engineer” etc.). Natürlich werden diese höchst spezialisierten Abschlüsse nur für ausgewählte Mitarbeiter relevant sein, aber es zeigt sich: Die Sicherheitsbranche bietet vielfältige Karrierepfade, und Unternehmen sollten talentierte Sicherheitskräfte auf diese Möglichkeiten hinweisen und ggf. im Rahmen der Personalentwicklung fördern.
Spezialisierungen innerhalb des Sicherheitsteams: Abhängig von den Anforderungen des Unternehmens kann es sinnvoll sein, dass sich einzelne Teammitglieder auf bestimmte Aufgabenfelder fokussieren:
Leitstellen- und Überwachungsspezialisten: In Unternehmenszentralen existiert oft eine Sicherheitszentrale, die alle Fäden (Kameras, Alarme, Notrufe) zusammenführt. Mitarbeiter, die dort eingesetzt sind, brauchen vertiefte Kenntnisse in der Bedienung von CCTV-Systemen, Gefahrenmanagementsoftware und Kommunikationstechnik. Eine Spezialisierung kann hier bedeuten, an herstellerspezifischen Schulungen für diese Systeme teilzunehmen oder beim Errichter (Sicherheitsunternehmen) ein Zusatztraining zu bekommen. Sie lernen, wie man mehrere Kamerafeeds effizient überwacht, worauf man bei Video Analytics achten muss, und wie man im Alarmfall richtig disponiert (welche Interventionskräfte werden geschickt, etc.). Ihr Ziel ist es, Master-User der Technik zu werden, um die Wirksamkeit der Überwachung zu steigern – Studien zeigen, dass geübte CCTV-Operatoren Vorfälle deutlich schneller erkennen. Zudem könnten sie sich mit IT-Protokollen auskennen müssen, da vieles netzwerkbasiert ist.
Personenschutz / VIP-Betreuung: In manchen Unternehmen gibt es Vorstandsvorsitzende oder Gäste, bei deren Präsenz erhöhte Sicherheitsvorkehrungen gelten. Einige Sicherheitsmitarbeiter könnten ein Training im Bereich begleiteter Personenschutz erhalten. Dies wäre zwar kein umfassender Bodyguard-Kurs (wie bei Personenschützern im Regierungsbereich), aber Inhalte könnten sein: Gefährdungsbeurteilung bei Veranstaltungen, taktisches Begleiten von Schutzpersonen, Fluchtwege-Planung, Anti-Überfall-Fahrtraining für Dienstwagen-Fahrer etc. Zwar hat nicht jedes Unternehmen solche Anforderungen, aber in Konzernen kommt es vor. Wer diese Aufgabe übernimmt, sollte auch ein dezidiert diskretes Auftreten haben. Schulungen könnten intern (Erfahrungsaustausch mit Personenschützern der Konzernleitung) oder extern (bei spezialisierten Akademien) erfolgen.
Veranstaltungssicherheit: Viele Unternehmen veranstalten eigene Events – vom Sommerfest über Produktpräsentationen bis zur Hauptversammlung. Hierfür kann es Experten im Team geben, die sich besonders mit Event Security auskennen. Inhalte wären z.B.: Planung von Einlasskontrollen für große Besucherzahlen, Crowd-Management, Bühnen- und Backstage-Sicherheit, Zusammenarbeit mit Ordnungsdiensten oder Polizei bei Großevents. Ein Mitarbeiter könnte z.B. Fortbildungen nach §27 VersammlG (Veranstaltungsleiter) oder einen Event-Security-Workshop machen. So stellt man sicher, dass auch bei Firmenevents, Messen oder Kongressen, die vielleicht in gemieteten Locations stattfinden, immer jemand im Team ist, der die Sicherheitsplanung kompetent überwacht.
Technische Sicherheit und Integrationen: Mit “technische Sicherheit” sind jene Aspekte gemeint, die an der Schnittstelle zur Gebäudetechnik oder IT liegen. Beispielsweise könnte ein Sicherheitsmitarbeiter sich zum Schließanlagen-Verwalter fortbilden lassen – er übernimmt dann administrativ das Management der Schließsysteme, programmiert ggf. die Schließkarten und kennt sich mit mechanischen Zylindern aus. Oder jemand spezialisiert sich auf Alarmanlagentechnik – kann kleine Wartungsarbeiten machen, Sensoren testen etc., sodass man nicht für jede Kleinigkeit den externen Dienstleister rufen muss. Auch im Themenfeld Cyber-Security Awareness könnten Wachleute cross-trainiert werden: Sie lernen, verdächtige Aktivitäten im Cyber-Bereich zu erkennen (z.B. falls ihnen ungesicherte PCs auffallen oder Fremdgeräte ans Firmennetz gesteckt werden) und wissen, wie sie darauf reagieren (IT informieren etc.). Gerade in Zeiten von Industrie 4.0 und IoT kann es wichtig sein, dass das physische Sicherheitsteam auch ein Verständnis für digitale Angriffe auf Zutrittssysteme, Kameras oder ähnliches hat – eine Spezialisierung “Security Technology Officer” könnte hier wertvoll sein.
Interne Ermittlungen und Compliance: In manchen Unternehmen übernimmt der Werkschutz oder die Betriebssicherheit auch die Aufgabe, interne Delikte (Diebstähle, Sabotage, Regelverstöße) in Zusammenarbeit mit der Compliance-Abteilung zu untersuchen. Mitarbeiter, die das tun, könnten sich auf Ermittlungsarbeit spezialisieren. Das könnte beinhalten: Befragungstechnik (z.B. Workshop “Interviews führen, ohne Suggestivfragen”), Spurenkunde light (wie sichere ich ein Beweismittel wie gefundene Dokumente oder Images von Zutrittslogs), und natürlich rechtliche Grundlagen (Datenschutz bei internen Untersuchungen, Abgrenzung zur Polizei). Man könnte etwa an einem Seminar “Laienermittler im Betrieb” teilnehmen oder von erfahrenen Ermittlern lernen. Solche Spezialisierungen sind sensibel, daher wird oft nur ein kleiner vertrauenswürdiger Personenkreis damit betraut.
Entwicklung von Führungskompetenzen und Soft Skills: Nicht zu vergessen ist, dass auch Soft Skills ausgebaut werden können, um Mitarbeitern den Weg in Führungsrollen zu ebnen (vgl. Abschnitt 7 zu Soft Skills). Fortbildungen zum Teamleiter Security oder allgemein zu Mitarbeiterführung, Dienstplangestaltung, Motivation etc. können langgedienten Kollegen helfen, den Sprung zum Schichtleiter oder Objektleiter zu meistern. Ebenso könnten Kurse zur Kommunikation und Präsentation sinnvoll sein, wenn Sicherheitskräfte z.B. regelmäßig in Meetings berichten müssen oder Unterweisungen vor Gruppen (z.B. Sicherheitsunterweisung für neue Mitarbeiter) durchführen.
Aus Sicht des Unternehmens bringt die Förderung solcher Weiterbildungen viele Vorteile mit sich. Die Sicherheitsabteilung wird vielseitiger und kompetenter aufgestellt. Es gibt für Spezialthemen Ansprechpersonen im Team selbst, was oft schneller und kostengünstiger ist, als immer externe Hilfe zu holen. Außerdem steigert es die Professionalität spürbar – ein Team, das zahlreiche Zusatzqualifikationen vorweisen kann, wird von anderen Abteilungen und vom Management eher als gleichwertiger Partner wahrgenommen (im Gegensatz zu dem Klischee vom “Pförtner in der Loge”). Ein Branchenblog in Deutschland stellte fest, dass je mehr man sich spezialisiert, desto wertvoller wird man als Sicherheitsmitarbeiter – mit entsprechend höherem Lohn und Einsatzmöglichkeiten. Dies spiegelt sich in der Praxis wider: Sicherheitsdienste und Unternehmen bezahlen Fachkräfte mit Zusatzqualifikationen oft besser, weil sie umfassendere Aufgaben übernehmen können. Das wiederum motiviert die Mitarbeiter zu lernen.
Ein Unternehmen sollte daher – idealerweise in Absprache zwischen Security-Leitung und Personalentwicklung/HR – einen Weiterbildungsplan haben. Darin könnte stehen: Welche Qualifikationen streben wir für unser Team an? (z.B. 100% Ersthelferquote, mindestens 2 Brandschutzhelfer pro Schicht, jährliche Deeskalationsworkshops, etc.) und wie unterstützen wir diese (Budget, Arbeitszeit für Kurse, Lernmaterial). Teil des Plans ist auch, die erworbenen Zertifikate und Schulungen systematisch zu dokumentieren, damit jederzeit klar ist, wer was kann (siehe Abschnitt 8). Manche Unternehmen führen interne “Rank”-Systeme ein – etwa Abzeichen oder Status, die bestimmte Qualifikationen symbolisieren (ähnlich Dienstgraden), um den Karrierepfad sichtbar zu machen.
Ein Lernen über die Grundausbildung hinaus kommt allen zugute. Den Mitarbeitern eröffnet es Karriere- und Gehaltschancen sowie mehr Arbeitsvielfalt. Dem Unternehmen liefert es ein schlagkräftigeres, motiviertes Team, das komplexe Sicherheitsanforderungen erfüllen kann. Die Investition in Fortbildung ist daher eine Investition in die Professionalität des privaten Sicherheitsdienstes im Unternehmen und direkt in die Sicherheit und Qualität der Abläufe vor Ort.
Rechtliche & ethische Schulung
Ein Schulungsprogramm für Sicherheitspersonal muss nicht nur vermitteln, was zu tun ist, sondern auch die Grenzen und Prinzipien klarmachen, wie es getan werden darf. Die Einhaltung von Gesetzen und ethischen Grundsätzen ist besonders im privaten Sicherheitsdienst unabdingbar: Sicherheitskräfte sind in einer Vertrauensposition und haben in gewissem Maße Macht über andere (z.B. indem sie Zutritt verwehren oder Personen konfrontieren). Missbrauch oder Fehlverhalten kann hier gravierende Folgen haben – von rechtlichen Schritten gegen das Unternehmen oder den Mitarbeiter bis hin zu Rufschädigung. Deshalb gehören Recht & Ethik zu den fixen Bestandteilen der Ausbildung und regelmäßigen Unterweisung.
Kenntnis der einschlägigen Gesetze: Natürlich beginnt dies mit den in Abschnitt 2 erwähnten Rechtsgrundlagen wie Strafrecht, Jedermannsrechten, Gewerberecht usw. Darüber hinaus sollten Sicherheitsteams stets über aktuelle rechtliche Entwicklungen auf
Datenschutz (DSGVO/BDSG): Wie bereits betont, muss das Sicherheitspersonal genau verstehen, was z.B. das Hausrecht erlaubt, aber der Datenschutz einschränkt. Zum Beispiel: Darf ein Wachmann Taschen kontrollieren? Nur, wenn der Betroffene einwilligt oder eine klare betriebliche Regel (mit Basis in Hausrecht) dafür besteht, und selbst dann nur insoweit erforderlich (keine privaten Gegenstände ohne Anlass durchwühlen). Datenschutzschulungen erklären, wie mit Videoüberwachung rechtlich umzugehen ist – Hinweisschilder, Einsichtsrechte Betroffener, datensparsame Kamerawinkel etc. – und dass Aufzeichnungen nicht beliebig angeschaut oder gar weitergegeben werden dürfen. Auch der Umgang mit Besucherlisten (Zweckbindung, Löschfristen) wird thematisiert. Ziel: Sicherheitsmitarbeiter handeln datenschutzkonform und verstehen, dass Verletzungen nicht nur illegal, sondern auch vertrauensschädigend sind.
Private Sicherheitsrechte und Grenzen der Befugnisse: Hier wird sehr deutlich eingeprägt, welche Befugnisse das Sicherheits-personal nicht hat. Viele Menschen – inklusive mancher Wachleute – haben anfangs überzogene Vorstellungen. Schulungen betonen daher: Keine hoheitlichen Rechte, keine speziellen Immunitäten. Ein Stichwort ist Verhältnismäßigkeit: Jede Maßnahme – sei es ein Platzverweis, eine vorübergehende Festhaltung oder eine Durchsuchung – muss angemessen und rechtlich gedeckt sein. Praktisch heißt das z.B., dass ein Sicherheitsmitarbeiter nur dann von seinem Hausrecht Gebrauch machen sollte, jemanden des Geländes zu verweisen, wenn ein nachvollziehbarer Grund vorliegt (Regelverstoß, Störung) und er dies im Zweifel sachlich begründen kann. Im Training werden konkrete Fälle diskutiert: Darf man einen Mitarbeiter durchsuchen, der verdächtigt wird, Firmeneigentum gestohlen zu haben? (Antwort: Nur freiwillig mit dessen Zustimmung – sonst Polizei rufen. Alles andere wäre ein unzulässiges “Exceeding Authority”, also Kompetenzen überschreiten, und könnte rechtliche Konsequenzen haben.) Was tun, wenn jemand fliehen will – hinterherrennen, anhalten? Hier muss jeder Wachmann die Jedermannsrechte (§127 StPO) auswendig kennen: auf frischer Tat und Identität nicht bekannt etc. Sonst lieber Kennzeichen merken und Polizei informieren, statt sich in Gefahr oder rechtliche Grauzonen zu begeben. Auch Notwehr/Nothilfe wird behandelt: Wann ist der Einsatz von Zwang legitim? Nur zur unmittelbaren Abwehr einer Gefahr für Leib, Leben oder bestimmte Rechtsgüter – nie zur Durchsetzung von Ordnungsregeln, das wäre unverhältnismäßig. Schulungsleiter führen oft eindrückliche Beispiele an, was passieren kann, wenn man diese Grenzen missachtet (z.B. Anklage wegen Nötigung oder Körperverletzung im Amt, obwohl man kein Amt hat, aber der Tatbestand ähnlich gelagert sein kann). Wachleute müssen sich stets im klaren Rahmen dessen bewegen, was das Gesetz ihnen als Bürger erlaubt, nicht in einer Phantom-“Sicherheitsgaranten”-Rolle.
Gesetzliche Auflagen und Bewachungsverordnung: Auch betriebsintern muss darauf geachtet werden, dass sicherheitsrelevante Gesetze eingehalten werden. Dazu gehört die Bewachungsordnung: z.B. ist ein Unternehmen mit eigenem Sicherheitsdienst auch an Meldepflichten gebunden (Anzeigen des Bewachungsunternehmens etc.). Für die Mitarbeiter relevant: Tragen des vorgeschriebenen Ausweises nach §34a GewO, sofern sie im öffentlichen Bereich tätig sind (im Hausrechtsbereich oft nicht notwendig, aber in öffentlich zugänglichen Bereichen eigentlich Pflicht). Auch, dass sie ein Führungszeugnis ohne einschlägige Einträge haben müssen – ein eher administrativer Punkt, aber es sensibilisiert dafür, dass “schwarze Schafe” keinen Platz haben. Sicherheitspersonal sollte auch die gesetzlichen Vorgaben zur Ausrüstung kennen: etwa dass der Umgang mit Waffen streng geregelt ist (Wer hat einen Waffenschein, falls relevant?), dass bestimmte Hilfsmittel (z.B. Pfefferspray) nur zur Tierabwehr verkauft werden, aber faktisch in Notwehr auch gegen Menschen eingesetzt werden dürften – ein spannendes Paradox, das man im Training erklärt, um Rechtsunsicherheiten zu vermeiden.
Arbeitsschutz und Haftung: Rechtsschulung kann auch beinhalten, dass Sicherheitskräfte ihre eigenen Rechte und Pflichten kennen. Z.B. dass sie gemäß Arbeitsschutzgesetz Anspruch auf Unterweisung haben, PSA (Persönliche Schutzausrüstung) tragen müssen, wenn erforderlich (z.B. Warnweste im Verkehrsdienst). Oder was passiert, wenn sie im Dienst verletzt werden (Berufsgenossenschaft, Anzeige von Arbeitsunfall). Das ist v.a. für ihr eigenes Verständnis wichtig, damit sie sicher arbeiten und ihre Grenzen kennen (z.B. nicht allein auf ein Dach klettern ohne Sicherung, nur weil jemand eine offene Tür gemeldet hat – hier muss man wissen, dass man so etwas nicht tun sollte, ohne richtige Ausrüstung und zweite Person).
Ethik-Training für professionelles Verhalten: Über die Legalität hinaus geht es um Moral und Unternehmenswerte. Hier einige Kernpunkte, die in Ethik-Schulungen für Sicherheitsleute behandelt werden:
Gleichbehandlung und Respekt: Jeder Mensch, dem das Sicherheitspersonal begegnet, ist fair, mit Würde und Respekt zu behandeln – ungeachtet von Status, Herkunft oder Laune. Das heißt, ein offenkundig wohnungsloser Fremder am Empfang verdient dieselbe Höflichkeit im Ton wie ein Top-Manager. Vorurteile haben keinen Platz. Oft wird klargestellt: Jegliche Form von Diskriminierung oder willkürlicher Ungleichbehandlung widerspricht sowohl dem Ethikkodex des Unternehmens als auch den Grundwerten des Rechtsstaats. Im Training könnten kleine Szenen gezeigt werden, wie man unbewusste Vorurteile überwinden kann – etwa indem man sich innerlich immer sagt: “Ich behandle diese Person so, wie ich möchte, dass man meine Familienangehörigen behandelt”. Auch das Thema Neutralität spielt rein: Sicherheitsmitarbeiter dürfen sich nicht von Sympathien oder Antipathien leiten lassen – z.B. nicht mit dem einen Mitarbeiter locker verfahren, nur weil man ihn gut kennt, aber bei einem anderen streng sein. Kontinuität und Fairness in der Umsetzung der Regeln sind ethische Gebote.
Diskretion und Schweigepflicht: Bereits angesprochen unter Datenschutz, aber ethisch noch weitergehend: Wachleute sehen und hören viel Vertrauliches. Ein Ethik-Kodex (den viele Firmen haben) schreibt meist vor, dass über interne Angelegenheiten Stillschweigen zu bewahren ist. In der Schulung wird das konkretisiert: Kein Ausplaudern von Klatsch und Tratsch, kein Weitergeben von Sicherheitsvorkehrungen an Außenstehende, kein Posten von Fotos aus dem Überwachungsraum in sozialen Medien, etc. Verletzung dieser Vertraulichkeit untergräbt das Vertrauen in die gesamte Abteilung und kann massiven Schaden anrichten (man stelle sich vor, ein Sicherheitsmitarbeiter erzählt draußen, welcher Vorstand jeden Tag um welche Uhrzeit kommt – das könnte z.B. Entführungsplanern genau die Info geben, die sie brauchen). Ein Leitbild könnte sein: “Als Sicherheitsmitarbeiter bin ich Wächter auch über sensible Informationen.” Dies wird oft vertraglich fixiert (Geheimhaltungsvereinbarung) und im Ethiktraining ausgiebig betont.
Integrität und Korruptionsprävention: Sicherheitsmitarbeiter dürfen sich nicht korrumpieren lassen. Im Ethikunterricht wird daher auf Beispiele eingegangen: Was, wenn ein Lieferant einem Wachmann ein “Trinkgeld” zusteckt, damit er eine Lieferung auch ohne genaue Kontrolle durchwinkt? Oder ein Mitarbeiter sagt: “Lass mich kurz rein, ich geb dir später was dafür.” Schon Kleinigkeiten können der Anfang von Korruption sein. Es wird vermittelt, solche Angebote strikt abzulehnen und den Vorfall ggf. dem Vorgesetzten zu melden. Viele Unternehmen haben Null-Toleranz-Richtlinien diesbezüglich. Integrität heißt auch, dass Wachleute ehrlich sind – nicht lügen in Berichten oder gegenüber Vorgesetzten. Falls z.B. ein Fehler passiert (z.B. ein Alarm wurde überhört), ist es ethisch geboten, das zuzugeben statt zu vertuschen. Der Kodex (oft ähnlich wie in Polizeidiensten) kann lauten: “Wir stehen für Ehrlichkeit und Verantwortung”.
Angemessener Gewalteinsatz und Deeskalation als Prinzip: Ethisch wird eingefordert, Gewalt nur anzuwenden, wenn es unbedingt unvermeidbar ist, und dann so mild wie möglich. Obwohl dies auch rechtlich vorgegeben ist (Verhältnismäßigkeit, Notwehr), ist es ein moralisches Selbstverständnis, das man in die Köpfe pflanzen muss: “Jeder Einsatz körperlicher Kraft ist ein Misserfolg der Worte.” Das kann etwa in Rollenspielen geübt werden: selbst wenn jemand provokant ist, die eigenen Emotionen im Griff behalten und nicht “zurückschubsen” aus Ärger. Hier kommt Selbstbeherrschung ins Spiel – ein ethisch wertvoller Zug insbesondere in Konfliktsituationen. Auch das Konzept der Wahrung der Menschenwürde, selbst wenn jemand gegen Regeln verstößt, wird betont. Beispielsweise sollte ein Ladendieb, den man erwischt, zwar bis Eintreffen der Polizei festgehalten, aber nicht unnötig entwürdigt oder hart angefasst werden, wenn er keinen Widerstand leistet. Verhältnismäßigkeit und Würde gehen Hand in Hand: Minimale nötige Einwirkung. Die Grenzen der Notwehr sind nicht nur juristisch, sondern ethisch relevant: z.B. ist Nachtreten oder Racheakte absolut tabu.
Konfliktfreiheit und Loyalität: Ethik-Schulungen können auch Interessenskonflikte ansprechen. Zum Beispiel: Darf ein Sicherheitsmitarbeiter parallel noch für eine Firma arbeiten, die Lieferant ist? Das könnte ein Konflikt sein, wenn er mal die LKWs kontrollieren muss. Solche Situationen sollten offen angesprochen und vermieden werden (i.d.R. regeln Arbeitsverträge das). Ebenso das ethische Dilemma, falls man Kollegen beim Fehlverhalten beobachtet – wird dies gemeldet? Man ermutigt zu Whistleblowing intern, wenn es der Sicherheit dient. Loyalität zum Unternehmen heißt, Missstände zu melden, nicht “Kameraderie” über die Pflichten zu stellen.
Viele Firmen haben einen unternehmensweiten Verhaltenskodex, der natürlich auch fürs Sicherheitspersonal gilt. Beispiele aus globalen Sicherheitsfirmen zeigen, dass Diskriminierungsfreiheit und Respekt essenzielle Bestandteile sind. Dies deckt sich mit dem, was in UK der SIA Code of Conduct vorschreibt: u.a. keine Diskriminierung, Einhaltung der Menschenrechte, nicht Befugnisse überschreiten, Vertraulichkeit wahren. Es ist sinnvoll, Sicherheitsmitarbeiter diesen Kodex (sei es firmenspezifisch oder branchenspezifisch) unterschreiben zu lassen und in Trainings immer wieder darauf zurückzukommen.
Ein guter Weg, Ethik lebendig zu halten, ist die Besprechung realer Beispiele im Team. Z.B. könnte man Zeitungsberichte heranziehen: “Sicherheitsdienst XY wegen Übergriff auf Fußballfan verurteilt” – dann diskutiert man, was schief lief und wie man selbst handeln sollte. Oder positive Beispiele: “Security-Mitarbeiter hilft Obdachlosem und wird dafür gelobt” – daraus kann man Motivation ziehen, immer menschlich zu bleiben.
Schließlich sollten rechtliche und ethische Aspekte kein einmaliges Thema sein. Durch regelmäßige Schulungen und Updates bleibt das Bewusstsein wach. Jährliche Unterweisungen nach §12 ArbSchG (allgemeine Sicherheitsunterweisung) können genutzt werden, um auch Ethikthemen einzubauen. Ebenso können Quiz oder E-Learning-Module interessante Abwechslung bieten – z.B. ein kurzer Online-Test mit Dilemmas (“Was würden Sie tun, wenn…?”), um Mitarbeiter zu sensibilisieren.
Es sorgt die Verankerung von Recht und Ethik im Schulungsplan dafür, dass das Sicherheitspersonal gesetzeskonform und moralisch einwandfrei handelt. Dadurch schützen sie nicht nur sich selbst und das Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen, sondern gewinnen auch das Vertrauen der Belegschaft. Ein Mitarbeiter wird eher die Anweisungen eines Sicherheitsmitarbeiters akzeptieren, wenn er weiß, dass diese fair und sachlich handeln. Kurz: Lawful, ethical conduct ist die Grundlage für die Legitimität des Sicherheitsteams im Unternehmen.
Entwicklung von Soft Skills
Die Tätigkeit im Werkschutz oder Objektschutz erfordert ein hohes Maß an zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Soziale Kompetenzen (Soft Skills) zu fördern, ist daher ein essenzieller Bestandteil der Weiterbildung von Sicherheitskräften – über das rein Fachliche hinaus. Ein Sicherheitsdienst in einem Unternehmen hat ständig mit Menschen zu tun: Mitarbeiter fragen um Hilfe, Besucher brauchen Auskunft, Konfliktsituationen sind zu meistern. Wie gut oder schlecht das Sicherheitsteam diese Momente gestaltet, hat großen Einfluss darauf, ob es als Bereicherung oder als notwendiges Übel wahrgenommen wird.
Wichtige Soft-Skill-Bereiche und deren Förderung:
Kommunikation unter Stress: Wie bereits in Abschnitt 2 behandelt, lernen Sicherheitsmitarbeiter von Anfang an Kommunikations- und Deeskalationstechniken. Diese Fähigkeiten müssen jedoch fortlaufend trainiert und verfeinert werden. Beispielsweise können fortgeschrittene Schulungen beinhalten, stimulierende Stresssituationen im Training zu schaffen: Mehrere Personen reden durcheinander auf den Sicherheitsmitarbeiter ein – wie behält er den Überblick und eine klare Ansprache? Oder Übungsvideos analysieren: Man zeigt eine Überwachungskamera-Aufnahme einer echten Streiterei und lässt die Teilnehmer besprechen, wann und wie sie eingeschritten wären. Auch das Stimm- und Sprachtraining kann relevant sein: Eine ruhige, deutliche Stimme wirkt deeskalierend und autoritativ zugleich. Manche Unternehmen bieten Sprechtrainings oder Rhetorikseminare an, um ihren Sicherheitsleuten zu helfen, z.B. am Telefon oder Funk präzise zu kommunizieren und in Präsenz überzeugend aufzutreten. Daten zeigen, dass Sicherheitskräfte einen beträchtlichen Teil ihrer Dienstzeit mit Kommunikation verbringen (über 70%, wie Studien aufschlüsseln: ~42% zuhören, ~32% sprechen) – das macht klar, warum laufendes Training hier wichtig ist.
Empathie und Konfliktmanagement: Ein häufiges Szenario für Sicherheitspersonal ist, es mit aufgebrachten oder ängstlichen Personen zu tun zu haben. Empathie bedeutet, dass man sich in diese Lage hineinversetzen und passend reagieren kann. Schulungen hierzu können Rollenspiele mit schwierigen Gesprächspartnern enthalten: z.B. ein Mitarbeiter, der wegen einer Parkplatzstrafe wütend ist. Der Sicherheitsmitarbeiter soll empathisch reagieren (“Ich sehe, dass Sie verärgert sind, das kann ich verstehen…”) und gleichzeitig sachlich bleiben (Regel erklären, ggf. Lösung wie Formulareinspruch aufzeigen). Auch psychologische Grundlagen werden manchmal vermittelt: Wie erkennt man, ob jemand nur Dampf ablässt oder wirklich kurz vor einer Aggression steht? (Stichworte: Lautstärke, Mimik, Gestik). Wie validiert man Gefühle des Gegenübers ohne die Regel aufzugeben? (“Ich kann gut nachvollziehen, dass das frustriert – dennoch muss ich darauf bestehen…”) Solche Feinheiten werden am besten in Szenarien geübt und dann im Team reflektiert: Was hat gut funktioniert, wo hätte man anders formulieren können?
Service- und Dienstleistungsmentalität: Sicherheitskräfte in Unternehmen übernehmen oft zugleich eine Servicefunktion. Weit über das Grundniveau hinaus kann man das noch kultivieren. Beispielsweise könnten Sicherheitsmitarbeiter an einem Knigge-Seminar teilnehmen oder einem Kundendienst-Training, wie es auch Empfangspersonal durchläuft. Darin lernen sie etwa: proaktiv Hilfe anzubieten, positive Formulierungen (statt “Sie müssen hier warten” lieber “Einen kleinen Augenblick bitte, ich kümmere mich gleich um Ihr Anliegen”), und die sogenannte “Extrameile” zu gehen, wenn es die Situation erlaubt – zum Beispiel einer älteren Besucherin den Weg nicht nur erklären, sondern sie ein Stück zu begleiten. Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Diskretion werden immer wieder betont. VIP-Besucher betreuen gehört ebenfalls dazu: wie spricht man hochrangige Gäste an (viele Konzerne haben z.B. Protokollvorschriften), wie behandelt man Begleitpersonen, etc.
Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenz: In global operierenden Unternehmen ist oft Englisch eine Zweitsprache im Alltag. Sicherheitsmitarbeiter sollten daher zumindest grundlegende Englischkenntnisse haben – um z.B. einem ausländischen Gast den Weg zu zeigen oder im Notfall auf Englisch Anweisungen zu geben (“Please leave the building via the stairs!”). Wenn das noch nicht vorhanden ist, kann es sich lohnen, einfache Sprachkurse intern anzubieten oder zumindest Hilfskarten mit den wichtigsten Sätzen bereitzustellen. In Städten mit Tourismus oder vielen Expats (z.B. München, Berlin) gehört es zum guten Ton, dass auch Security wenigstens security english spricht. Neben Sprache auch Kultursensibilität: Das Personal sollte wissen, dass z.B. im arabischen Raum manche Frauen Männern nicht die Hand geben – ein gut geschulter Wachmann streckt also vielleicht nicht von sich aus die Hand aus, um eine peinliche Situation zu vermeiden. Solche Feinheiten kann man in interkulturellen Workshops oder einfach durch Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen aus verschiedenen Kulturen erlernen.
Teamarbeit und internes Kommunikationsklima: Soft Skills betreffen auch den Umgang im Team. Eine harmonische, professionelle Teamkultur führt zu besserer Leistung. Daher könnten Workshops zur Teamdynamik oder moderierte Teammeetings stattfinden, wo jeder lernt, Kollegen respektvoll Feedback zu geben und anzunehmen. Gerade da Sicherheitsleute im Schichtdienst arbeiten, sind Übergaben kritisch: Ein Soft-Skill-Ziel könnte sein, dass jede Schichtübergabe strukturiert und freundlich erfolgt – also kein Genervtsein zeigen, sondern gewissenhaft alle Infos weitergeben, damit die Kollegen gut arbeiten können. Das erfordert auch Disziplin (Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit) – was man in Feedbackrunden betonen kann.
Selbstmanagement und Stressbewältigung: Soft Skills beinhalten auch persönliche Fähigkeiten wie Stressresistenz, Zeitmanagement, Selbstbeherrschung. Manche Unternehmen bieten ihren Sicherheitsmitarbeitern Schulungen an, die über reine Sicherheitsinhalte hinausgehen, z.B. Stressmanagement-Kurse, Konfliktprävention im Team oder sogar Deeskalationstraining mit Fokus auf emotionaler Intelligenz. Dort lernen die Mitarbeiter z.B. Atemtechniken um ruhig zu bleiben, oder Strategien um Work-Life-Balance zu halten (denn übermüdete oder ausgebrannte Sicherheitsleute machen eher Fehler oder reagieren ungeduldig).
Imagebewusstsein und Auftreten: Sicherheitspersonal repräsentiert das Unternehmen nach außen mit. Daher gehört zu Soft Skills auch das Thema Auftreten und Erscheinungsbild. Sie sollten stolz in ihrer Uniform (oder Dienstkleidung) auftreten, gepflegt sein und z.B. sich der Körpersprache bewusst sein. Ein Mitarbeiter, der ständig mit verschränkten Armen in der Lobby steht, wirkt abschreckend, einer der dauerhaft lächelt aber evtl. unsicher. Daher kann es z.B. Foto- oder Videoanalysen geben, wie die eigene Körpersprache wirkt, und Korrekturen vorgeschlagen werden (gerade Haltung, offener Stand, situativ passend mal ein Lächeln, mal ernster Blick). Ein Training könnte sein: “Wie werde ich vom Gegenüber gesehen?” – mit praktischen Übungen. Dies fließt in das weite Feld der Professionalität, die aus vielen kleinen Verhaltensweisen besteht.
Einige dieser Soft-Skill-Trainings können in Kooperation mit der HR-Abteilung oder externen Trainern erfolgen, da sie nicht sicherheitsspezifisch sind (z.B. Kommunikationstrainings). Wichtig ist, dass die Sicherheitsmitarbeiter sich nicht isoliert vom Rest der Belegschaft fühlen – im Idealfall nimmt man sie auch mal in allgemeine Schulungen (z.B. Kundenservice-Workshops) mit auf. So integriert man das Team und erhöht die Wertschätzung.
Wie im englischen Teil schon durchklang, verwandeln ausgezeichnete Kommunikations- und Sozialfähigkeiten Sicherheitskräfte in “Skilled Protectors”, die eine einladende Umgebung schaffen und reibungslos Sicherheits-Know-how mit guten Umgangsformen verbinden. Diese doppelte Fähigkeit – einerseits konsequent für Sicherheit sorgen, andererseits freundlich und serviceorientiert bleiben – ist das Markenzeichen eines modernen Corporate Security Officers.
Durch kontinuierliche Entwicklung der Soft Skills wird das Sicherheits-Team in der Lage sein, Konflikte seltener eskalieren zu lassen, bei Mitarbeitern und Besuchern positiv in Erinnerung zu bleiben und als integraler Bestandteil der Firmenkultur akzeptiert zu werden. Dies trägt enorm zur gefühlten Sicherheit bei: Menschen vertrauen eher einem Sicherheitskonzept, wenn sie die handelnden Personen als kompetent und zugänglich wahrnehmen.
Leistungskontrolle und kontinuierliche Verbesserung
Ein qualitativ hochwertiges Schulungskonzept ist keine statische Angelegenheit. Gerade im Sicherheitsbereich, wo sich Bedrohungslagen ändern und Mitarbeiter dazulernen (oder manchmal Dinge vergessen), ist es entscheidend, einen Kreislauf aus Überprüfung, Feedback und Nachsteuerung zu etablieren. Nur so bleibt die Sicherheitsabteilung auf Dauer effizient und kann sich ständig verbessern.
Wesentliche Elemente dieses kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sind:
Regelmäßige Leistungsbeurteilungen: Wie in anderen Unternehmensbereichen üblich, sollten auch Sicherheitsmitarbeiter regelmäßige Beurteilungs- oder Entwicklungsgespräche erhalten – in der Regel einmal jährlich, gegebenenfalls halbjährlich. Dabei geht es zum einen um das individuelle Feedback: Wie hat sich der Mitarbeiter bewährt? Zum anderen um Zielvereinbarungen für die nächste Periode. Eine solche Performance Evaluation kann formalisiert sein mit Bewertungsbögen, die verschiedene Kriterien umfassen (z.B. Fachwissen & Regelkenntnis, Sorgfalt und Zuverlässigkeit, Umgang mit Menschen, Reaktionsschnelligkeit bei Vorfällen, etc.). Es empfiehlt sich, in solchen Gesprächen gemeinsam Ziele festzulegen, idealerweise nach dem SMART-Prinzip (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant, terminiert). Beispiel: “Bis zum nächsten Jahr absolvierst du den Brandschutzhelfer-Lehrgang” oder “Du verbesserst die Pünktlichkeit bei Schichtbeginn, Ziel: max. 1x zu spät im Quartal”. Solche klaren Ziele motivieren und geben eine Richtung für Weiterbildungen. Die Evaluierung sollte ebenfalls Raum bieten, dass der Mitarbeiter sich zu Wort meldet: Wo sieht er selbst Schulungsbedarf, wo wünscht er sich mehr Unterstützung? Das macht das Gespräch zu einer zweiseitigen Angelegenheit und fördert eine Lernkultur. Auch das Thema Beförderungsmöglichkeiten kann hier besprochen werden: Wer sehr gut abschneidet, bekommt vielleicht die Empfehlung, sich auf eine Teamleiter-Position vorzubereiten und dafür notwendige Schulungen zu besuchen.
Überprüfung von Fähigkeiten durch Tests und Übungen: Neben subjektiven Beurteilungen durch Vorgesetzte sollte es auch objektive Checks geben, ob wichtige Kenntnisse präsent sind. Manche Sicherheitsabteilungen führen beispielsweise quartalsweise kleine schriftliche Tests durch – z.B. 10 Fragen zu Notfallprozeduren oder Rechtsgrundlagen – um zu sehen, ob die Belegschaft noch up-to-date ist. Wenn der Durchschnitt schlecht ausfällt oder bei einzelnen Personen Lücken offenbart, kann man gezielt nachschulen. Ein Praxisbeispiel: Man könnte ein unangekündigtes Alarmdrill (siehe Abschnitt 4) durchführen und danach die Zeit messen, die gebraucht wurde, um den Evakuierungsbereich zu räumen. So bekommt man Kennzahlen, wo man steht. Oder man beobachtet, wie sauber die Berichte geführt sind – eventuell werden stichprobenartig Berichte angeschaut und nach einem Kriterienkatalog bewertet (vollständig, grammatikalisch korrekt, alle relevanten Fakten enthalten). Aus solchen Qualitätsprüfungen ergeben sich Trainingsmaßnahmen: vielleicht ein Auffrischungskurs im Berichtswesen, wenn Mängel auffallen. Auch Inspektionen (z.B. ein Sicherheitschef macht mal nachts eine Überraschungskontrolle, ob alle Posten aufmerksam sind) können Teil der Leistungskontrolle sein. Wichtig ist, dies nicht in einer “Fehler suchen”-Manier zu tun, sondern im Sinne gemeinsamer Qualitätsansprüche.
Fortbildungsplanung und -verfolgung: Wie bereits erwähnt, sollten Unternehmen systematisch erfassen, welche Weiterbildungen die Mitarbeiter absolviert haben und wann Auffrischungen anstehen. Dies kann z.B. in Form einer einfachen Matrix oder mit spezieller Software geschehen. Ein Trainingsplan pro Mitarbeiter (Personal Development Plan) kann in Abstimmung zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem erstellt werden. Darin steht dann konkret: welche Kurse oder Schulungen geplant sind, bis wann, und was die nächsten Schritte der Karriere sein könnten. Das dient als individueller “roter Faden” der Weiterentwicklung. Gleichzeitig ermöglicht es der Führungskraft, vorausschauend Budget und Ressourcen einzuplanen – etwa: im Q3 werden 3 Leute zum Ersthelferkurs geschickt, im Q4 soll Herr X die Meisterschule beginnen etc. Ein gut geführter Plan stellt sicher, dass sowohl Pflichtschulungen als auch freiwillige Fortbildungen nicht dem Zufall überlassen werden, sondern aktiv gemanagt sind.
Dokumentation von Zertifikaten und Teilnahmebestätigungen: Im Tagesgeschäft darf nicht untergehen, wer wann welche Quali erworben hat. Hier empfiehlt es sich, eine zentrale Ablage (digital oder im Personalakt) für alle relevanten Nachweise zu haben. Das dient bei Audits oder Kundenanfragen als Nachweis der Kompetenz. Z.B. will vielleicht ein Auftraggeber sehen, dass alle eingesetzten Sicherheitsleute die Sachkunde haben – dann kann man die Zertifikatsnummern fix heraussuchen. Oder im internationalen Kontext: Ein CFO will wissen, ob sein Personenschützer den CPP hat – mit einer geordneten Dokumentation kein Problem. Außerdem kann man Fristen (z.B. Ablauf der Waffensachkunde, falls relevant, oder benötigte Wiederholungsunterrichtungen) in Kalendern vermerken. All dies reduziert das Risiko, dass aus Versehen unqualifizierte Personen eingesetzt werden oder Qualifikationen ungültig werden.
Feedback und Beschwerden von Stakeholdern: Sehr wertvoll ist, das “Kundenurteil” über die Sicherheitsarbeit einzuholen. In einem Unternehmen sind die Mitarbeiter, Führungskräfte und Besucher letztlich die internen Kunden des Sicherheitsdienstes. Deren Rückmeldungen können Hinweise geben, wo Feinjustierungen nötig sind. Manche Unternehmen etablieren daher z.B. ein jährliches internes Service-Feedback: Abteilungen können angeben, wie zufrieden sie mit dem Sicherheitsdienst sind, oder es gibt anonyme Umfragen (“Fühlen Sie sich durch unseren Empfangs- und Sicherheitsdienst gut betreut? – Schulnotensystem.”). Auch informelles Feedback ist wichtig: Es sollte ermutigt werden, dass Mitarbeiter ungewöhnliche Beobachtungen an Security melden. Beispiel: Eine Abteilungsleiterin berichtet dem Sicherheitschef, dass in letzter Zeit morgens öfter kein Sicherheitsmann an der Pforte war – dies würde aufdecken, dass vielleicht in der Frühschicht Lücken sind. Oder positiv: Jemand bedankt sich für die flinke Hilfe beim Batteriestart seines Autos – das könnte im Team lobend erwähnt werden. Regelmäßige Rückmeldungen aus dem “Publikum” helfen, blinde Flecken aufzudecken. Wichtig dabei: Wenn es Kritik gibt, darf das nicht als Angriff gesehen werden, sondern als wertvoller Input zur Verbesserung. Sofern die Kritik berechtigt ist, sollten Maßnahmen folgen. Z.B. wenn oft gemeldet wird, dass die Nachtwache nicht reagiert, wenn man sie anspricht (vielleicht weil der Kollege schwerhörig oder unaufmerksam ist), muss die Leitung handeln: entweder den Kollegen schulen oder ersetzen. Offenheit für Feedback zeichnet einen professionellen Dienst aus, und proaktives Agieren auf Feedback schafft Vertrauen. Wie erwähnt, werden effektive Sicherheitsdienste aktiv auf Rückmeldungen eingehen und Änderungen umsetzen, um ihre Leistung zu steigern.
Nachbesprechungen und “Lessons Learned” aus Vorfällen: Ein bewährtes Instrument der kontinuierlichen Verbesserung ist das gemeinsame Durchgehen von realen Vorfällen. Immer wenn etwas passiert – sei es ein Fehlalarm, ein echter Diebstahl oder auch nur eine brenzlige Situation – sollte diese nachträglich analysiert werden. Das kann in einem kurzen Teammeeting geschehen: Die beteiligten Mitarbeiter schildern Ablauf und was gut/schlecht lief, andere können Fragen stellen oder Tipps geben. Ziel ist, aus jedem Zwischenfall zu lernen. Manchmal ergeben sich daraus Veränderungen in der Prozedur (z.B. “Wir sollten nachts immer zu zweit die Tiefgarage kontrollieren, alleine war das zu riskant”), manchmal Trainingsbedarf (“Kollege Y wusste nicht, wie man den Alarm am Schaltschrank quittiert – da müssen wir alle nochmal ran”). Eine Kultur, in der Fehler nicht tabu sind, sondern offen zur Sprache kommen, fördert die Lernkurve enorm. Sie verhindert auch, dass eventuell wiederholt die gleichen Pannen passieren, weil niemand darüber sprach.
Anpassung an neue Gefährdungen: Der Verbesserungsprozess beinhaltet auch, rechtzeitig neue Schulungsinhalte ins Programm zu nehmen, wenn sich die Sicherheitslage oder Technologie ändert. Zum Beispiel, wenn Drohnen vermehrt als Risiko erkannt werden (für Spionage oder unbefugte Aufnahmen über dem Firmengelände), könnte man dem Team eine Schulung zu Drohnen erkennen und melden anbieten. Oder in Zeiten einer Pandemie war es nötig, dass Sicherheitskräfte sich in Gesundheits- und Hygienemaßnahmen schulen (z.B. Fiebermessen bei Besuchern, Kontrolle von 3G/2G-Regeln). Kontinuierliche Verbesserung bedeutet Anpassungsfähigkeit. Daher sollte die Sicherheitsleitung auch externe Quellen beobachten: Fachzeitschriften, Sicherheitsverbände, ggf. ein Austausch mit Sicherheitsverantwortlichen anderer Unternehmen (z.B. lokale Netzwerke oder auf Messen). Was dort gelernt wird, kann in die eigene Schulungsplanung einfließen. So bleibt das Programm up to date und proaktiv, anstatt nur reaktiv.
Durch diese Maßnahmen entsteht eine Lernschleife: Schulung -> Anwendung -> Feedback -> Nachschulung -> verbesserte Anwendung -> etc. Das ist ideal, um hohe Standards zu halten. Es zeigt den Mitarbeitern auch, dass Qualität erwartet und überprüft wird – was meist deren Professionalitätsbewusstsein stärkt (ähnlich wie bei Polizisten oder Rettungskräften, wo regelmäßige Checks selbstverständlich sind).
Für das Unternehmen als Ganzes bedeutet ein gut geführter Verbesserungsprozess, dass die Sicherheitsorganisation messbar effektiv bleibt. Indikatoren könnten sein: schnellere Alarmreaktionen im Zeitvergleich, weniger Sicherheitsvorfälle (oder bei gleicher Anzahl, minimaler Schaden durch gutes Eingreifen), höheres Sicherheitsbewusstsein bei der Belegschaft (weil das Security-Team es vorlebt und mit Trainings unterstützt).
Zudem kann so ein Prozess Kosten sparen: Wenn z.B. ein Fehler immer wieder zu einem Schaden geführt hat und durch Training abgestellt wird, rechnet sich das. Oder wenn neue Erkenntnisse erlauben, Abläufe effizienter zu gestalten (z.B. an einer Stelle kann die Nachtschicht von 2 auf 1 Person reduziert werden, weil die Technik besser genutzt wird), ohne dass Sicherheit leidet – all das kann aus Evaluierungen hervorgehen.
Prüfen, Reflektieren und Nachjustieren sind integrale Bestandteile eines lebendigen Schulungskonzepts. So wird aus sturem Abarbeiten von Lehrplänen eine agile Lernorganisation, die aus Erfahrungen klüger wird. Und genau das braucht es, um Sicherheitsrisiken, die nie statisch sind, angemessen zu begegnen. Die Sicherheitskräfte fühlen sich mitgenommen und gefördert, was wiederum die Motivation hebt, stets wachsam und engagiert zu bleiben. Eine solche Kultur der kontinuierlichen Verbesserung stellt sicher, dass die Sicherheitsabteilung immer einen Schritt voraus ist und nicht erst nach einem (vermeidbaren) Vorfall klüger wird.
Geschultes Sicherheitspersonal = Vertrauen ins Unternehmen
Die Investition in ein strukturiertes Aus- und Weiterbildungssystem für Sicherheitsmitarbeiter ist letztlich eine Investition in Vertrauen und Zuverlässigkeit im ganzen Unternehmen. Gut trainiertes Sicherheitspersonal sichert nicht nur Gebäude und physische Werte – es vermittelt den Menschen im Unternehmen das Gefühl: “Wir sind in guten Händen.” Mitarbeiter vertrauen eher darauf, dass ihre Arbeitsumgebung sicher ist, wenn sie wissen, dass kompetente Profis für den Schutz sorgen. Kunden und Besucher wiederum sehen im professionellen Sicherheitsauftritt einen Spiegel der Gesamtprofessionalität der Firma.
Heutzutage wird von Unternehmenssicherheitskräften weit mehr erwartet als früher. Sie müssen rechtlich geschult sein und jederzeit gesetzeskonform handeln (niemand möchte, dass ein Sicherheitsdienst negative Schlagzeilen wegen Übergriffen macht). Sie müssen über ausgezeichnete Soft Skills verfügen, um deeskalierend und serviceorientiert auftreten zu können – schließlich wollen Unternehmen ein sicheres, aber auch offenes Ambiente schaffen, in dem Sicherheitsleute nicht als Störfaktor empfunden werden. Und sie müssen operativ eingebunden sein, also flüssig mit anderen Abteilungen und externen Stellen zusammenarbeiten. All das kann nur erreicht werden, wenn das Thema Schulung konsequent und langfristig betrieben wird.
Um Professionalität, Einsatzbereitschaft und Vertrauen aufzubauen, sollte ein Unternehmen daher folgende Empfehlungen beherzigen:
Ein mehrstufiges Ausbildungsprogramm einführen, das vom Einstieg bis zur Fortgeschrittenenrolle alle Phasen abdeckt. Dazu gehört: Grundausbildung (rechtlich, fachlich), Einarbeitung am Objekt, regelmäßige Fortbildungen (z.B. jährlich fest eingeplante Trainings zu Notfallthemen) und Aufstiegsfortbildungen (z.B. Förderung Meisterausbildung oder Management-Seminare für die Leiter).
Jedes Jahr ein Budget für Weiterbildungen reservieren. Sicherheitsarbeit entwickelt sich, und es kommen neue Zertifizierungen oder Methoden – dies sollte finanziert und nicht als letztes berücksichtigt werden. Ob es die Gebühren für eine IHK-Prüfung sind, die Teilnahme an einer Fachkonferenz oder der Kauf von Online-Trainingsmodulen, die Geschäftsleitung sollte das unterstützen.
Die Schaffung einer Lernkultur im Sicherheitsdienst aktiv fördern. Das heißt, die Wachleute sollen spüren: Ihr Job wird ernst genommen, ihr Wachstum wird gefördert. Erfolge (wie bestandene Fortbildungen oder gute Reaktionen in einer Übung) sollten gewürdigt werden – z.B. intern im Newsletter oder durch eine kleine Anerkennung. Gleichzeitig muss klar sein, dass Weiterbildung und Training erwartet werden: Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen (selbst an Schulungen teilnehmen, immer wieder auf Trainingszeiten drängen, Teilnahme kontrollieren). Nur wenn Lernen als selbstverständlicher Teil der Arbeit gilt, wird es auch gelebt.
Zusammengefasst lautet die Kernbotschaft: Ausbildung und Weiterbildung des Sicherheitspersonals sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – sowohl aus Compliance-Sicht, als auch für die gelebte Sicherheitskultur. Ein Unternehmen kann die modernsten Sicherheitssysteme kaufen, doch ohne geschultes Personal bringen diese nur begrenzt etwas. Erst die Kombination aus Mensch und Technik, verknüpft durch intensives Training, ergibt ein schlüssiges Sicherheitskonzept.
In der Unternehmensrealität zeigt sich, dass ein exzellent geschulter Sicherheitsdienst das Vertrauen der Belegschaft erhöht. Mitarbeiter sehen in den Sicherheitskollegen dann nicht “die Wachleute”, sondern “unsere Sicherheitsprofis”, an die sie sich im Notfall oder auch mit Anliegen wenden können. Dieses Vertrauen ist Gold wert – es fördert die Einhaltung von Sicherheitsregeln (weil man sie eher akzeptiert, wenn Profis sie erklären) und verbessert die Sicherheitskultur (Mitarbeiter machen eher freiwillig mit, z.B. beim Evakuierungsdrill, wenn sie merken, es wird ernst genommen).
In einer Zeit, in der Sicherheitsrisiken vielfältig und teils unvorhersehbar sind, kann sich kein Unternehmen Nachlässigkeit leisten. Gut ausgebildete, regelmäßig geschulte und professionell geführte Sicherheitskräfte sind eine Art Versicherung gegen diese Risiken – sie können Vorfälle präventiv erkennen, im Ernstfall Schäden minimieren und hinterher wertvolle Erkenntnisse liefern. Zudem zeigen sie Kunden und Partnern, dass das Unternehmen Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein priorisiert.
Abschließend lässt sich sagen: Geschultes Sicherheitspersonal schafft Sicherheit – und Sicherheit schafft Vertrauen. Ein hoher Qualifizierungsstandard im Sicherheitsbereich trägt dazu bei, dass die Unternehmenswerte und -ziele (Schutz von Menschen, Eigentum und Informationen) verlässlich erfüllt werden. Damit wird die Sicherheitsabteilung vom rein operativen Helfer zu einem strategischen Faktor, der zum Ruf und Erfolg der Firma beiträgt.
Durch ein durchdachtes Schulungs- und Weiterbildungskonzept werden Sicherheitsmitarbeiter befähigt, Professionalität, Bereitschaft und Vertrauenswürdigkeit in ihrer täglichen Arbeit auszustrahlen. Davon profitieren alle – das Sicherheits-Team selbst, das Unternehmen und letztlich jeder einzelne, der das Gebäude betritt, in dem gut geschulte Sicherheitskräfte für seine Unversehrtheit und sein Wohlbefinden sorgen.