Große Mehrzweckarenen umfassen zahlreiche schutzwürdige Bereiche: Haupteingangs- und Personenschleusen mit Drehkreuzen und Taschenkontrollen, weitläufige Zuschauertribünen (Steh‐ und Sitzplätze), das Spielfeld/Innenraum sowie VIP-Lounges und Logenbereiche. Moderne Arenen bieten oft zusätzliche Komfortzonen wie in Tribünen integrierte Restaurants und verschiebbare Tribünenelemente. Hinzu kommen Technik- und Leitwartenzentralen (z.B. Sicherheitsleitstellen, Serverräume, Brandmeldezentrale), umfangreiche IT-Systeme (Ticketingsysteme, elektronische Zutrittskontrollen, Stadionnetzwerk) sowie die Versorgungsinfrastruktur (Hauptstromnetz mit Notstromanlagen, Wasser-, Heizungs- und Belüftungssystem). Außenliegend sind Zufahrtswege, Parkplätze und Anlieferzonen sowie Ticketkontrollplätze (Kassenhallen) und Gastronomie- bzw. Verkaufsstände (Küchen, Imbissstände) zu sichern. Besonders Eingangs- und Umlaufbereiche, Zuschauerblöcke und Treppenaufgänge werden mit Videoüberwachung genau beobachtet, um etwa das Einschleusen von Pyrotechnik oder anderen verbotenen Gegenständen zu verhindern. Moderne Arena-Architektur erlaubt außerdem flexible Nutzung – z.B. durch mobile Dächer und herausfahrbare Spielfelder – was zusätzliche Schutzmaßnahmen erfordert.
Schutzbedarf im Stadion: Sicherheitsbewertung im Fokus
Eingangs- und Kontrollbereiche: Drehkreuze und Schleusen mit Metalldetektoren, Ticketcheck und Taschenkontrolle. (Überwacht für Sicherheit.)
Zuschauertribünen: Großvolumige Steh- und Sitzplatzbereiche, oft überdacht. Erfordern sichere Bauweise und Evakuierungswege.
Innenraum/Spielfeld: Hauptveranstaltungsfläche. Bei Sport-Events nicht frei zugänglich, bei Konzerten als Publikumsraum nutzbar. (Unterliegt oft Zusatzkontrollen und hat Multimedia-Installationen.)
VIP-Logen und Hospitality-Bereiche: Abgeschirmte Lounges mit exklusivem Service, ggf. mit eigenen Sanitär- und Catering-Anlagen. (Enthalten sensible Einrichtungen; hoher Komfort.)
Technikzentralen/Leitwarten: Serverräume, Sicherheitsleitstände, Brandmelder- und Überwachungszentralen. (Steuern IT, Kommunikation, Sicherheitstechnik.)
IT-Systeme: Computersysteme für Kassen, Zutritt, Informationsanzeigen und Steuerung. (Enthalten personenbezogene Daten und Steuerungslogik.)
Versorgungsinfrastruktur: Energieversorgung (Hauptstromnetz mit Umspannwerk und Notstromdieseln), Wasser-, Heizungs- und Lüftungssysteme. (Kritische Anlagen für Betrieb und Sicherheit.)
Zufahrtswege und Parkplätze: Zufahrtsstraßen, Einfahrtstore, Parkflächen für Zuschauer, Busse und Einsatzfahrzeuge. (Zugangskontrollen, Verkehrslenkung nötig.)
Ticketkontrolle: Kassenbereich bzw. Drehkreuze am Stadionzugang. (Elektronische und manuelle Kontrolle der Eintrittskarten.)
Gastronomie/Verkauf: Küchen, Bars und Imbissstände in den Besucherbereichen. (Enthalten Brand- und Hygienerisiken.)
Alle Außenbereiche wie Zufahrtsstraßen und Parkplätze sind ebenfalls schutzbedürftig – etwa gegen Fahrzeugunfälle oder Angriffe. Hier sind Poller, Schranken und Sicherheitsstreifen zu installierten, um kritische Zufahrten gezielt zu sperren und Verkehrsflüsse zu leiten.
Die Analyse bewertet für jedes Schutzobjekt den Bedarf an Vertraulichkeit (C), Integrität (I) und Verfügbarkeit (V). Kritische Bereiche mit sicherheitsrelevanten Abläufen oder Daten erhalten dabei hohe Werte.
Bereich
Vertraulichkeit
Integrität
Verfügbarkeit
Eingangs- und Kontrollbereiche
niedrig
hoch
sehr hoch (1)
Zuschauertribünen
niedrig
hoch
hoch (1)
Innenraum/Spielfeld
niedrig
hoch
sehr hoch (1)
VIP-Logen
hoch
hoch
mittel
Technikzentralen/Leitwarten
niedrig
sehr hoch
sehr hoch (1)
IT-Systeme (Ticketing, Netzwerk)
hoch
sehr hoch
hoch (1)
Versorgungsinfrastruktur (Strom, Wasser)
niedrig
hoch
sehr hoch (1)
Zufahrtswege, Parkplätze
niedrig
mittel
hoch (1)
Ticketkontrollsysteme
mittel
hoch
hoch (1)
Gastronomie (Küchen/Verkauf)
niedrig
mittel
mittel
(1) In diesen Fällen würde ein Ausfall schnell zu Katastrophen führen. Beispielsweise müssen Notstromversorgung und Notbeleuchtung jederzeit funktionieren, damit bei einem Ereignis eine sichere Evakuierung möglich ist. Die Integrität der Technik- und IT-Systeme ist essentiell, damit z.B. Zugangsberechtigungen und Sicherheitssteuerungen nicht manipuliert werden können. In Gastronomiebereichen ist primär die Verfügbarkeit wichtig (damit nicht die Versorgung zusammenbricht), die Vertraulichkeit vergleichsweise gering.
Bei Regelbetrieb und Großveranstaltungen sind insbesondere folgende Gefahren zu berücksichtigen:
Terroranschläge und vorsätzliche Gewalttaten: Bomben- oder Schussattentate auf Menschenmengen. Ereignisse wie der Sprengstoffanschlag beim Boston-Marathon oder Massenpaniken bei Großveranstaltungen (z.B. Love-Parade in Duisburg) zeigen das hohe Risiko solcher Anschläge.
Massenpanik und Evakuierung: Unfälle oder Fehlalarme können zu Paniksituationen führen, insbesondere in engen Tribünenbereichen (z.B. Unglücke in dichten Menschenmengen).
Sabotage: Gezielte Zerstörungsakte an Infrastruktur oder Technik (Brandstiftung in Kabelschächten, Zerstören von Sicherheitseinrichtungen, Manipulation von Geländern etc.).
Einschleusen verbotener Gegenstände (z.B. Pyrotechnik, Waffen): Vorfälle mit Pyrotechnik in Stadien sind bekannt; moderne Video- und Zutrittskontrollen werden eingesetzt, um das Einschleusen brisant geeichter Gegenstände zu verhindern.
Cyberangriffe: Hackerangriffe auf IT-Systeme (z.B. Ticketverkauf, elektronische Zugangskontrollen oder Anzeigetafeln) können Datendiebstahl, -manipulation oder Ausfall wichtiger Dienste verursachen.
Ausfall von Technik und Infrastruktur: Stromausfälle, IT-Netzwerkausfälle oder Versagen der Stadionbeleuchtung können zu Betriebseinstellungen und Sicherheitspaniken führen. Sportanlagen benötigen daher zwingend Sicherheitsstromversorgungen – etwa für Flutlicht als Notbeleuchtung – die bei Netzausfall automatisch übernehmen.
Unwetter und Naturkatastrophen: Stürme, starke Gewitter, Hagel oder extreme Hitze können Teile der Struktur und Veranstaltungen gefährden. Meteorologische Risiken werden aktiv beobachtet, da z.B. Gewitter im Sommer und Eisregen im Winter das Veranstaltungsumfeld stark beeinflussen können.
Brand und Chemieunfälle: Brände in Tribünen, Backstage- oder Küchenbereichen sowie Unfälle mit chemischen Stoffen stellen erhebliche Gefahren dar.
Aus der Analyse resultiert folgende Klassifizierung der Schutzbedarfskategorien (nach IT-Grundschutz-Methodik). Sie orientiert sich jeweils am kritischsten Grundwert:
Bereich
Schutzbedarfskategorie
Eingangs- und Kontrollbereiche
hoch
Zuschauertribünen
hoch
Innenraum/Spielfeld
sehr hoch
VIP-Logen
hoch
Technikzentralen/Leitwarten
sehr hoch
IT-Systeme (Ticketing, Netzwerke)
sehr hoch
Versorgungsinfrastruktur (Strom, Wasser)
sehr hoch
Zufahrtswege, Parkplätze
hoch
Ticketkontrollsysteme
hoch
Gastronomie/Küchen
mittel
Sicherheitskritische Kernbereiche (Stadionfeld, Leitwarten, Versorgung) erhalten „sehr hoch“, weil ein Ausfall hier besonders schwere Folgen hätte. Bereiche wie Tribünen, Einlässe oder Zufahrten sind „hoch“ eingestuft, da auch dort die Verfügbarkeit essenziell ist. Weniger kritische Nebenbereiche (z.B. Verkaufsstände) liegen bei „mittel“.
Maßnahmen
Regelbetrieb: Für den Normalbetrieb sind dauerhafte Sicherheitsmaßnahmen zu etablieren. Technische Maßnahmen umfassen durchgängige Videoüberwachung, Brandmelde- und Einbruchwarnanlagen, Zutrittskontrollsysteme (Schlüssel, Chips) sowie eine zuverlässige Sicherheitsstromversorgung mit Notstromaggregate. Organisatorische Maßnahmen beinhalten regelmäßige Sicherheitsrundgänge, Wartung der Anlagen, Alarm- und Notfallpläne sowie Schulung des Personals im Umgang mit Gefahren. Bauliche Maßnahmen sind z.B. einbruchssichere Türen, stabile Geländer an Stehwällen, klare Beschilderung von Flucht- und Rettungswegen sowie kontrollierbare Ein- und Ausgänge (z.B. durch Ticketkontrolle oder mit passiven Sperren).
Großveranstaltungen: Bei Großereignissen wird das Sicherheitsniveau deutlich erhöht. Technische Maßnahmen: Erweiterte Videoüberwachung mit Echtzeit-Analyse (z.B. Personenzählung, Verhaltenserkennung) und mobiles Kommunikations- und Einsatzleitsystem. Auch flächendeckende Funksysteme und temporäre Licht- und Tonsysteme für Alarm- und Durchsagemeldungen kommen zum Einsatz. Organisatorische Maßnahmen: Ausgedehnte Zutrittskontrollen mit personellen Schleusen (Zusammenführung von Drehkreuzen und Sicherheitsschleusen), umfangreiche Taschen- und Körperscanner, Videoüberwachung mit Live-Identifizierung. Es werden weiträumige Zutrittslogistik und Personenschleusen eingerichtet, Einsatzkräfte nach einheitlichen Evakuierungsprotokollen geschult und Notfall-Rückzugsräume für Einsätze bereitgehalten. Zudem erfolgt eine enge Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten (Gefahrenabwehrkonzept, Warnketten). Bauliche Maßnahmen: Temporäre Barrieren und Zäune teilen das Gelände in Sicherheitszonen. Mobile Metall- und Sprengstoff-Detektoren vor den Eingängen sowie zusätzliche Trennwände verhindern unkontrollierte Durchgänge. Rückhalte- und Sammelpunkte (Plätze zwischen Tribünen) werden geschaffen, um im Notfall schnelle Evakuierungen zu erleichtern. Auch Angriffsschutz (z.B. Anti-Ram-Poller an Zufahrten) wird verstärkt installiert.
Durch diese Maßnahmen – im Regelbetrieb und eskaliert bei Großveranstaltungen – kann der Schutzbedarf der Arena effizient gedeckt werden. Die Konzepte beruhen auf bewährten Standards und Erfahrungen aus früheren Großereignissen.